Spannend und sicher: Eine Ausbildung für den mittleren Dienst beim Zoll Ausbildung & Arbeit | 08.06.2020 | Philip Thomas

Zollbeamter bei Kontrolle

Viele Berührungspunkte mit dem Zoll hatte Sultan Bezginsoy früher nicht. Bei ihrer Arbeit in einer Bank fiel der Groschen dann aber schnell: Ihr zukünftiger Job sollte spannend, abwechslungsreich und sicher sein. Deswegen macht die Freiburgerin nun eine Ausbildung im mittleren Dienst beim Hauptzollamt Lörrach.

Meine Erwartungen sind absolut erfüllt worden“, sagt Bezginsoy in der Freiburger Dienststelle des Hauptzollamts Lörrach. Und die seien hoch gewesen. Letztendlich entschied sie sich gegen die Ausbildung bei der Polizei und für den Zoll – die Möglichkeiten bei der Sicherheits- und Finanzbehörde seien noch vielfältiger. „Ich habe mich vorher schlaugemacht“, erzählt sie. Nur mit dem Corona-Virus habe sie nicht gerechnet. Seit dem Ausbruch der Pandemie leistet Bezginsoys Dienstlaptop im Selbststudium ganze Arbeit. Im Lehrplan interessiert sie sich besonders für Ausländerrecht sowie den Aufgabenbereich Fianzkontrolle Schwarzarbeit. Der Zoll ist schließlich nicht nur an den deutschen Grenzen unterwegs: Die Bekämpfung von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung ist ein wichtiger Sektor.

Um gewissenhaft arbeiten zu können, sei es unabdingbar, alle notwendigen Paragrafen parat zu haben: „Wir müssen die gesetzlichen Bestimmungen genau kennen, auf deren Grundlage wir arbeiten“, betont Bezginsoy. Das erfordere viel Fleiß: „Man muss sich wirklich hinsetzen und lernen. Wir pauken viel.“

Neben theoretischen Unterrichtsabschnitten beinhaltet die Ausbildung auch Praxisphasen. Bereits die erste hat Eindruck hinterlassen: Bei einer Kontrolle auf der Autobahn hielten zwei Beamte, denen die Auszubildende über die Schulterklappen schaute, einen Lastwagen an. Auf den ersten Blick waren Kühlgeräte und Wein an Bord. Schließlich fanden sie aber eine versteckte Klappe und darin mehrere Kilogramm Rauschgift. „Das war sehr spannend“, kommentiert Bezginsoy.

Azubi beim zoll

„Wir können nicht mit Halbwissen auf die Menschen losgelassen werden.“ Zoll-Anwärterin Sultan Bezginsoy lernt fleißig Paragrafen.

Auch private Fahrzeuge hat das Hauptzollamt Lörrach auf dem Zettel: Rund 78.000 Personen wurden vergangenes Jahr einer Kontrolle unterzogen. Dabei wanderten unter anderem neun Kilogramm Amphetamin, zwölf Kilo Marihuana sowie 1,5 Millionen Euro Bargeld in die Asservatenkammer des Amts. Jeder Beamte ist für diese Fälle mit allen notwendigen Kompetenzen ausgestattet. Bezginsoy weiß: Eine kugelsichere Weste, Handschellen und eine geladene Waffe setzen viel Verantwortungsbewusstsein voraus. „Das ist kein Spiel“, sagt sie. Neben Reife und Teamfähigkeit müssen Zoll-Anwärter außerdem das Deutsche Sportabzeichen in Bronze mitbringen.

Lassen die Muskeln in den späteren Dienstjahren nach, kann der Außendienst gegen einen Platz am Schreibtisch getauscht werden. Die Arbeitszeit kann laut Antje Bendel von der Stabsstelle Kommunikation individuell angepasst werden: „Ich konnte so die Erziehung meiner Kinder und den Beruf unter einen Hut bringen.“, sagt die Beamtin, die seit mehr als dreißig Jahren im Dienst ist.

So weit ist Bezginsoy noch nicht. Bis zur Abschlussprüfung im Jahr 2021 dauert es noch. Ist die geschafft, stehen ihre Übernahmechancen blendend – und dem lebenslangen Beamtenstatus nichts mehr im Wege. Wer das finale Examen der zweijährigen Ausbildung im mittleren Dienst oder im dreijährigen dualen Studium im gehobenen Dienst besteht, wird übernommen. Auch in Krisenzeiten.

 

Info
Bereich: Mittlerer Dienst
Dauer: 2 Jahre
Sonstiges: Dienstlaptop
Anwärtergehalt: 1.270 Euro (brutto)
www.zoll.de
www.talent-im-Einsatz.de

Fotos: © Zoll, Philip Thomas