SoundDreck … zur Krise Kultur | 23.07.2020 | Ralf Welteroth

die Geschmackspolizei

Die Freiburger Geschmackspolizei ermittelt schon seit 20 Jahren gegen Geschmacksverbrechen – nicht nur, aber vor allem in der Musik. Für die cultur.zeit verhaften Ralf Welteroth und Benno Burgey in jeder Ausgabe fragwürdige Werke von Künstlern, die das geschmackliche Sicherheitsgefühl der Bevölkerung empfindlich beeinträchtigen.

Jede Krise bietet auch eine Chance. Im Folgenden geht es aber wieder einmal um verpasste Chancen. Wenn Musiker einen Satz mit „Eigentlich wollte ich gar kein Lied über die Krise schreiben“ beginnen, dann weiß man, dass der Worst Case eingetreten ist: Der gute Geschmack wird mit Füßen getreten. „Si tacuisses, philosophus mansisses“, wie der alte Römische Geschmackspolizist zu sagen pflegte.

Das gilt beispielhaft für eine gewisse Angelika Pauly aus Wuppertal mit ihrem Mutmachlied für Kinder, bei dem man viel Mut aufbringen muss, um es durchzuhören. Ebenso für Silke Knote aus der Heilliederszene mit Hanananinaninanu:

„Jetzt wird’s wieder leichter, jetzt wird’s wieder schöner, wir heilen unsere Welt, singen wir zusammen, lachen wir zusammen und tun was uns gefällt, Hananananinanno, naninano, hannaninnano …“.

Gut gemeint bleibt eben das Gegenteil von gut.

Dann eher noch Glitzer Gischi mit seinem gewagt dadaistisch-dekonstruktivistischen Après-Ski-Singalong: „Bums bums Corona, brauch ich nicht hopsasa, Bums bums corona hopsasa und hüpf“. Aber Vorsicht ist hier ebenfalls geboten – Ischgl lässt grüßen.

Die nächste Krise kommt bestimmt, deshalb unser Appell an die politisch Verantwortlichen: Verbieten Sie  krisenthematisierendes Liedgut. Jetzt. Danke.

Aus dem Krisenmodus grüßt, für die Freiburger Geschmackspolizei, Ralf Welteroth

Foto: © chilli