Das „russische“ Freiburg: Zar und Zwangsarbeiter Kultur | 12.07.2020 | Erika Weisser

Das russische Freiburg Buchcover

Als der russische Zar Alexander I. zum Jahreswechsel 1813/14 nach Europa reiste, um nach der Völkerschlacht bei Leipzig mit den Repräsentanten anderer Länder über die Neugestaltung des Kontinents zu verhandeln, führte ihn sein Weg auch nach Freiburg.

Doch nicht nur für gekrönte, sondern auch für literarische Häupter war die Stadt ein vorübergehender Aufenthaltsort: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbrachte die spätere Dichterin Marina Swetajewa ein Jahr im ehemaligen Mädchenpensionat in der Wallstraße. Und der Schriftsteller Maxim Gorki wohnte Anfang der 1920er-Jahre in Günterstal.

In dem 461 Seiten starken Buch, das nach den Worten seiner Verfasserin Elisabeth Cheauré „eigentlich nur eine kleine Broschüre werden sollte“, begibt sich die an der Uni  Freiburg lehrende Professorin für Slavische Philologie auf Spurensuche. Und fördert Erstaunliches zutage, bereichert vorhandenes Wissen um Ereignisse und Menschen um unbekannte, fast vergessene und für die Geschichte der Stadt dennoch wichtige Fakten. So ist etwa „das dunkelste Kapitel“ des quellen- und bildreichen Bandes den russischen Zwangsarbeitern gewidmet, die in der Nazizeit in verschiedenen Freiburger Betrieben schuften und in Lagern unter übelsten Bedingungen ihr Leben fristen mussten.

Das russische Freiburg Buchcover

Das „russische“Freiburg
von Elisabeth Cheauré
Verlag: Rombach 2020
461 Seiten, gebunden
Preis: 34 Euro