Mark Forster in Freiburg: Zielgruppengerechte Extravaganz Musik | 29.04.2024 | Mario Wachter

Dreht auf: Mark Forster in der Freiburger Sick-Arena

Auf dem Mark Forster-Konzert in der Sick-Arena herrschte buntes Treiben am vergangenen Freitag. Den Höhepunkt des Abends markierte aber nicht die Feuershow im Konfettiregen, sondern seine musikalische Hommage an Trainerlegende Christian Streich.

Freiburg, Sick-Arena, 20 Uhr. Die Konzerthalle ist rappelvoll, doch bevor die popbegeisterte Meute ihr Idol zu Gesicht bekommt, hört sie dessen Stimme aus dem Off: Mark Forster bewirbt sein Merchandise, indem er kultige Fernsehwerbungen aus der Flimmerbild-Ära nachvertont. Originell, könnte man meinen, doch nach einer viertelstündigen Beschallung wird der schnelle Gag mal eben zur Dauerwerbesendung.

Aufwendig inszeniertes Bühnenbild

Die sehenswerte Mise en Scène, bestehend aus einem zweistöckigen Talkshow-Set, entschädigt für die Wartezeit. Dem Sänger zufolge bedurfte es an die „14 LKWs, um das gesamte Bühnenbild nach Freiburg zu schaffen“. Mit dem Opening Act, der Berliner Sängerin Charlotte Kudella, verbindet Mark Forster ein jahrelanges Versprechen: Als Jurymitglied von „The Voice Kids“ hatte er der damals 15-Jährigen versprochen, ihre erste Platte zu kaufen. Stattdessen darf sie nun seine Show in Freiburg eröffnen. Kein schlechter Deal. 

Eine eierlegende Wollmilchsau

Wenig später betritt Mark Forster die Bühne. Vor seiner Gesangseinlage schlüpft er allerdings noch kurz in die Moderatorenrolle. Tatsächlich passt diese Charge dem geborenen Showman wie angegossen – so blüht er als Talkmaster förmlich auf. Die heutige Show sei „pickepackvoll“; er wisse gar nicht, wo er anfangen soll. Der Einstieg wird ihm von einem Doppelgänger mit angeklebtem Vollbart erleichtert, der die Tanzhymne „194 Länder“ mit fragwürdigen Gesangskompetenzen anstimmt. Wenig später wird er vom peinlich berührten „Original“ der Bühne verwiesen – alles unter dem schallenden Gelächter des Publikums.

Der zielgruppengerechte Humor des 41-Jährigen wird von Memes und Internetclips ergänzt, die auf einem separaten Bildschirm laufen. Ein Sympathiepunkt ist das allemal, doch das Eigentliche wird schnell zur Nebensache, wenn im Hintergrund wahllose Gegenstände von einer Hydraulikpresse zertrümmert werden.

Das „Christian Streichquartett“

Den zweiten Teil der Show leitet Forster mit einer Hommage der besonderen Art an die Freiburger Galionsfigur Christian Streich ein. Zu diesem Anlass apostrophiert er sein Musikerkollektiv kurzerhand als „Christian Streichquartett“ und begleitet die Lieder „Flash Mich“ und „Sowieso“ auf dem Bass. Was danach folgt, gleicht einer Super Bowl-Halbzeitshow: Konfettiregen, T-Shirt-Kanone, Feuershow. Sein knapp zweistündiger Aufritt ist eine Gratwanderung zwischen Unterhaltungstalent und Reizüberflutung. 

Auch anrührende Songs wie „Bist du Okay“ oder „Kogong“ kommen nicht zu kurz – für die Dauer gefühlbetonter Balladen wird sogar ein Stromausfall fingiert. Nach all dem Brimborium ist es erfrischend, den Sänger allein im Lichtkegel stehen zu sehen. Bald darauf ist Schluss, denn das Konzert endet nicht erst um „3 Uhr nachts“, sondern schon um 10 Uhr abends.

Foto: © justinbaessler