CD-Rezi: „12“ von Annenmaykantereit Kultur | 24.12.2020 | Liliane Herzberg

AnnenMayKantereit Album 12

Die Indie-Pop-Band Annenmaykantereit hat spontan ein neues Album rausgehauen. „12“ heißt das gute Stück und ist alles andere als olle Kamelle. Hochbrisant und politisch musizieren sich Henning May, Christopher Annen und Severin Kantereit an sechzehn Stücken durch Themen wie Corona, Moria und Hoffnung.

Mit kratziger Stimme erzählt May eine dreiteilige Geschichte: Am Anfang steht ein düsterer Beginn, es folgt ein Aufatmen, die süß-bittere Wahrheit gibt’s zum Schluss. Ein Ganzes ergibt die Platte nur, wenn sie in der richtigen Reihenfolge gehört wird. Dass Teile von der Scheibe über Mails, Voice-Memos oder in gemeinsamer Quarantäne entstanden sind, fällt musikalisch nicht auf.

„Auf der Menschenuhr schlägt eine neue Zeit. Zwölf“ heißt es im Intro. Auch der zweite Track zeigt, wohin die Reise geht: „So wie es war, so wird es nie wieder sein.“ Zum Abschluss gibt’s eine spöttische Beobachtung: „Es ist doch erstaunlich, dass jeder meint, es besser zu wissen.“

Mit 12 erreicht das Trio neue Tiefe: Aus Liebesliedern wird Gesellschaftskritik. Gemeinsam betrauern die drei, was fehlt: „Weißt du noch wies ist? Wenn tausend Stimmen singen und die Funken überspringen?“ Ein kleines Kunstwerk, das über den Lockdown-Blues hinwegtröstet.

AnnenMayKantereit Album 12

Annenmaykantereit
12
Indie / Pop

5 von 5 chilli-Schoten