Faszination Luxusuhren: Sind sündhaft teure Zeitmesser bloß Angeber-Kram? News & Trends | 06.03.2021 | David Franki 

Luxusuhren in Schachtel

Wer eine Uhr sucht, wird von Angeboten überrollt. Juweliere und -Kaufhäuser bieten alles: von handelsüblicher Quarzuhr über Vollautomatik mit Lederband bis zum sportlichen Tauchermodell. Liebhaber fischen sich aus dem Ozean an Zeitmessern Uhren für tausende Euro. Modelle von Rolex oder Breitling sind auch Statussymbole. Ist das bloß Angeberei?

Die Frage beantworten kann Waltraud Trendelenburg. Sie arbeitet seit 45 Jahren als Beraterin bei Juwelier Nittel in Freiburg. Das Geschäft führt sämtliche Schweizer Uhrenmarken. Herzstück ist der Verkauf von edlen Rolex-Modellen. Für Trendelenburg ist das ein Traumjob: „Ich liebe es, im Kontakt mit Menschen zu arbeiten und am Ende zu sehen, dass sie glücklich mit ihrem Kauf geworden sind.“ Omega-Uhren für mehrere tausend Euro sind hier keine Seltenheit.

„Meine teuerste verkaufte Uhr war eine Jaeger-LeCoultre mit ewigem Kalender aus Weißgold für damals 50.000 DM“, erzählt die Expertin. Der Handel von solchen Luxusuhren ist für sie Alltag. Ins Geschäft kommen Kunden jeder Alters- und Berufsgruppe. Da der Anspruch an Perfektion so hoch ist, können Kleinigkeiten ihren Beruf ziemlich erschweren. Sei es ein minimaler Versatz der Zeiger oder Staub, der nur mit der Lupe zu erkennen ist. Details, die im unteren Bereich normal sind, werden hier schnell zum Problem.

Was ihre Kunden eint, ist die Motivation, einen mehrere tausend Euro teuren Zeitmesser zu kaufen. Fast jeder habe dafür einen speziellen Anlass, zum Beispiel eine Hochzeit. Andere kaufen sich eine Luxusuhr nach langem Sparen, um sich für einen Meilenstein im Leben zu belohnen. Die Emotion und die Erinnerungen zu einem solchen Produkt stünden bei ihren Kunden im Vordergrund, erzählt Trendelenburg. Warum Käufer so viel Geld dafür bezahlen? Es ist der Anspruch, genau die eine Uhr zu kaufen, die man will, sagt die Verkäuferin. „Die Perfektion der Arbeit steht im Mittelpunkt. Durch diese hochwertige Manufaktur bekommt der Träger ein besonderes Gefühl.“

Uhrensammler Lukas

Edel: 1500 Euro kostet die Uhr am Handgelenk von Lukas Schulmerich.

Jedoch gebe es auch Kunden, bei denen man merke, dass es wenig um die Emotion geht. „Manche kommen zu uns und wollen gleich auf der Wunschliste sämtlicher Rolex-Modelle stehen“, sagt Trendelenburg. Denn für die begehrten Modelle gibt es Wartelisten. Da wird schnell klar, dass es vor allem um das Statussymbol geht. Die Marke Rolex scheint dafür ideal. Nahezu jeder hat den Namen schon einmal gehört. Jedoch ist Trendelenburg überzeugt: Die Mehrheit der Kunden beim Juwelier Nittel ist nicht am Status interessiert, sondern an der Emotion und der Perfektion der Produkte.

Die Faszination von Luxusuhren wird bei Uhrensammler Lukas Schulmerich noch deutlicher: Er ist begeisterter Uhrenkenner und mit 22 Jahren bereits im Besitz von zwölf Zeitmessern. Das Herzstück seiner Sammlung ist eine Tudor Pelagos für knapp 5000 Euro. „Ich sehe meine Uhren als einen erreichten Meilenstein im Leben“, sagt Schulmerich. Er verbinde sie mit Momenten aus seinem Leben. Auch die Technik der mechanischen Uhren begeistert den Freiburger: „Es ist bemerkenswert, wie man ein so kleines, hochkompliziertes Uhrwerk per Hand fertigen kann.“ Er hat gerade eine Ausbilung in einem Autohaus abgeschlossen und spart viel Geld für seine Hobbys.

Das fallende Image von Luxusuhren erklärt Schulmerich anhand eines Hypes: Ikonische Modelle von Rolex, AP oder Patek Philippe seien vor allem bei jüngeren Leuten in der Rap- und Hip-Hop-Szene beliebt. „Man kann gar nicht mehr sagen, wer echt und wer fake trägt“, sagt der Uhrenliebhaber. Die Uhr als Statussymbol rücke der Trend wieder in den Fokus. Für ihn ist klar: Gefälschte Nachahmer können mit den Originalen in keinster Weise mithalten.

Fotos: © pexels/mister-mister, privat