Geschmackspolizei: Der Sounddreck – „Wenn du das Hasch nicht brauchst“ Kultur | 08.04.2021 | Ralf Welteroth

Sounddreck

Die Freiburger Geschmackspolizei ermittelt schon seit 20 Jahren gegen Geschmacks-verbrechen – nicht nur, aber vor allem in der Musik. Für die cultur.zeit verhaftet Ralf Welteroth fragwürdige Werke von Künstlern, die das geschmackliche Sicherheitsgefühl der Bevölkerung empfindlich beeinträchtigen.

Kalter Hund, kalte Sophie, auch die kalte Progression (shame on you) kennt man ja leider. Aber Cold Cases, kalte Fälle? Das sind alte, unaufgeklärte Fälle, die man nach Jahren oder auch Jahrzehnten hervorkramt und die Ermittlungen von Neuem aufnimmt, weil, genau, das Gute soll am Ende siegen, dafür stehen wir immer noch.

Also zurück in die Siebziger, nach Bottrop, tiefster Ruhrpott, dort trieb ein Sänger namens Marc André (ob hier eine Verbindung zum deutschen Fußballnationaltorwart ter Stegen besteht, gilt es noch zu klären) sein Unwesen. Unter anderem auch mit der Nummer „Wenn du das Hasch nicht brauchst, (… sondern nur Tabak rauchst, dann bist heute du goldrichtig, wenn dich dein Girlfriend küsst, so dass du happy bist, ist dann das Geld nicht null und nichtig)“.

Von einem lauwarmen Schlagerbeat unterlegte hüftsteife Antidrogen-Mucke mit pseudo-sinnigen Anglizismen und Reimen wie „top auf der Party/ smarty“ oder „Teens und Twens/Fans“. Der Mann ist nach wie vor auf freiem Fuß und trinkt sich vermutlich in einem der noch existierenden Büdchen den Ruhrpott und die Siebziger schön. Marc André, gib auf, es ist vorbei, du machst alles nur noch schlimmer.  Für sachdienliche Hinweise bitte die 0815-4711 wählen und auf den AB sprechen – wir sind schon unterwegs.

Kalt erwischt grüßt Ralf Welteroth

Foto: © chilli