Erschütternde Lektüre: „Das Zerreißen“ von Guy Haasser Kultur | 27.05.2021 | Erika Weisser

Cover Das Zerreißen

Eine Familiengeschichte in einer Epoche tiefgreifender Umbrüche: Haassers Roman spielt von 1870 bis 1945 in einer Zeit des Zusammen- oder eher Gegeneinanderlebens von Frankreich und Deutschland – mit dem Elsass mittendrin.

Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist die von Luciens Familie. Oder besser: eines etwa 75 Jahre langen Zeitabschnitts, der nicht nur für diese Familie eine Epoche tiefgreifender Umbrüche war: Hier wird auch Zeitgeschichte erzählt, von 1870 bis 1945. Über das Zusammen- oder eher Gegeneinanderleben zweier Nachbarn, die, so Autor Guy Haasser, „beide eine außerordentliche Arroganz besaßen“: Deutschland und Frankreich. Und das Elsass mittendrin.

Es beginnt mit den Kindern Fritz und Gretel, die eines Morgens aus dem Fenster schauen und sich über die merkwürdigen Kopfbedeckungen der Männer wundern, die durch ihre Straße gehen. Sie erfahren, dass es Pickelhauben sind: Über Nacht sind sie „Untertanen eines Reichs geworden, das ein Kaiser regierte“. Und dieses Großdeutschland sollte ihr Leben bis 1918 bestimmen.

Sogar darüber hinaus. Haasser schreibt, dass das Ende des ersten Weltkriegs nicht das Ende des Kriegs um das Elsass bedeutete – dieser währte noch 25 Jahre und führte ab 1940 zur Zwangsrekrutierung von Elsässern für die NS-Wehrmacht. Unter ihnen war auch Lucien. Spannend und informativ.

Cover "Das Zerreißen"

Das Zerreißen
von Guy Haasser
Verlag: Regionalkultur, 2020
240 Seiten, Broschur
Preis: 14,90  Euro