Das Europäische Forum am Rhein vereint Kulinarik und Kultur Kultur | 21.08.2021 | Tanja Senn

Armbrusters Lieblingsplatz, MIKO

Zehn Jahre hat es gedauert, bis aus der ersten Idee das heutige Europäische Forum am Rhein entstanden ist. Jetzt vereint der grenznahe „Ort der Begegnung“ Kulinarik und Kultur für Besucher aus Baden und dem Elsass.

Auf drei Seiten vom Wasser umgeben, thront der große schwarze Bau scheinbar mitten im Nirgendwo. Die vielen Glasscheiben spiegeln den Rhein wider, auf den Terrassen sind die Sonnenschirme aufgespannt. Der Platz für das Europäische Forum bei Neuried ist natürlich nicht willkürlich gewählt. Nur wenige hundert Meter entfernt spannt sich die Pierre-Pflimlin-Brücke über den Rhein, die Verbindung zwischen Baden und dem Elsass. Zudem sind die Rheinauen mit ihren Wegen zum Spazieren oder Radfahren, dem Auen-Wildnispfad und dem angrenzenden Segelhafen seit jeher ein beliebtes Ausflugsziel für die Menschen beider Rheinseiten. Was bis 2019 gefehlt hat: Ein Ort, an dem man einkehren und sich treffen konnte. Der ist mit den gleich vier Restaurants – Armbrusters Lieblingsplatz, dem Sushirestaurant Miko, dem Steakhaus The Grill und dem italienischen Restaurant Amici mit seiner Rooftop-Bar – nun gegeben.

Armbruster shop

Doch das Europäische Forum will mehr sein. Viel mehr. Einen Ort der Begegnung für länderübergreifende Kooperationen und ein reges kulturelles Miteinander wollte Architekt und Bauherr Jürgen Grossmann hier schaffen. Neben der Gastronomie haben deshalb unter anderem das deutsch-französische Theater Eurodistrict BAden ALsace, der Kehler Künstler Werner Ewers sowie die Stiftung der Familie Grossmann hier eine neue Heimat gefunden.

„Hier am Rhein kann man die europäische Idee spüren und leben“, zeigt sich Grossmann begeistert. „Ende 2019 waren wir bei rund 60.000 Besuchern im Monat und haben damit unsere eigenen Erwartungen klar übertroffen.“ Ziemlich exakt die Hälfte der Gäste komme aus Frankreich, die andere aus Deutschland. Als im Zuge der Corona-Krise die Restaurants und auch die Grenzen dicht gemacht wurden, wurde es zwar ruhig in der Begegnungsstätte, doch der Hausherr hat die Zeit genutzt, um weitere Parkplätze zu schaffen.

Auenlandschaft innen und außen

Jetzt läuft alles langsam wieder an, die ersten Reisebusse machen Halt, und auch eine öffentliche Buslinie gibt es mittlerweile. Jutta Armbruster-Oberdorfer und Severin Oberdorfer sind froh, dass alles fast wieder seinen geregelten Lauf geht. Sie haben im Erdgeschoss des Gebäudes ein großzügiges Café und Restaurant eingerichtet, wo Gäste vom Frühstück bis zum Abendessen mit Flammkuchen oder anderen Leckereien verwöhnt werden. Hingucker ist hier nicht nur der Blick auf den Rhein, sondern auch die überdimensionalen Wandgemälde, die eine Künstlerin passend zur nahen Auenlandschaft gestaltet hat. Die ersten Veranstaltungen wie Abi-Feiern seien bereits wieder gebucht, zeigt sich Severin Oberdorfer erleichtert. Auch an einer außergewöhnlichen Veranstaltungsreihe feilt er bereits. Ein kleines „Rhinlädele“ rundet das Angebot von „Armbrusters Lieblingsplatz“ ab. Hier gibt es Besonderes aus der Region – von Geschenkartikeln bis hin zu Wein und Marmeladen.

Innenbereich vom Armbruster

Wer vom Erdgeschoss aus die kantige weiß-rote Treppe nach oben geht, erreicht das Theater Eurodistrict BAden ALsace. Es passt perfekt an diesen Ort, denn der grenzüberschreitende, bilinguale Austausch steht bei den Theatermachern seit der Gründung vor 16 Jahren im Vordergrund. Die erste feste Spielstätte wurde vom Publikum begeistert aufgenommen – die Eigenproduktionen waren in den ersten Monaten komplett ausgebucht. Momentan sind die Schauspieler in der Region unterwegs und spielen auf Bauernhöfen, in Weinbergen oder vor Rathäusern.

Am 1. Oktober soll dann mit dem Stück „Metamorphosen“, bei dem die Zuschauer in großen Plexiglas-Behältern sitzen, die neue Spielzeit im Theatersaal eingeläutet werden. Daneben bringen die Theatermacher auch eine große Bandbreite an Gastspielen, Literaturabenden, Vernissagen, Lesungen oder Konzerten ins Forum. „Eine Spielstätte an diesem hochsymbolischen Ort ist wie ein Geschenk für uns“, freut sich Geschäftsführer Guido Schumacher. „Nirgendwo sonst würde unser deutsch-französisches Theater so funktionieren.“

Fotos: © Jürgen Grossmann, Bernhard Würzburger