Der Sommer wird spannend: Neue Krimis aus der REGIO Kultur | 29.08.2021 | ewei, tas

Ein Reichsschaffner auf Abwegen. Eine Moorleiche in Bad Wildbad. Ein Toter beim Chienbäse-Umzug im Liestal. Drei neue Krimis aus der Region sorgen in diesem Sommer für Hochspannung mit Lokalkolorit.

Chienbäse

Samantha ist zum ersten Mal beim traditionellen Chienbäse-Umzug in Liestal. Und sie empfindet angesichts der lodernden Feuerkörbe und brennenden Besen, die durch die Straßen geschleppt werden, ein gewisses Unbehagen. Dieses schlägt in Entsetzen um, als Ruedi, einer der Besenträger, plötzlich zusammenbricht und dessen schwerer Chienbäse beinahe auf sie fällt.

Da ahnt sie noch nicht einmal, dass Ruedi nicht etwa wegen eines Schwächeanfalls zusammenbrach. Sondern weil auf ihn geschossen wurde – der tödliche Schuss war im Umzugslärm nicht zu hören. Und sie ahnt auch nicht, dass weitere Anschläge folgen werden auf Menschen, denen sie sehr nahesteht: ihren Freund Joel und dessen Vater Beat. Letzterer verunglückt nämlich wenige Tage nach dem Mord an seinem Freund Ruedi mit dem Auto – die Bremsen wurden manipuliert. Er überlebt zwar, doch verdächtigt wird ausgerechnet Joel, der bald darauf spurlos verschwindet.

Samantha glaubt an Joels Unschuld. Sie ist sicher, dass er entführt wurde, und beginnt mit eigenen, lebensgefährlichen Recherchen – mit erschütterndem Ergebnis. Spannender Krimi um eine späte Rache, mit viel Baselbieter Lokalkolorit.

von Ina Haller
Verlag: Emons, 2021
271 Seiten, Paperback
Preis: 13 Euro

 

 

 

 

Judengold

Josef Stehle ist ein einfacher Mensch. Und ein habgieriger. Sein schmales Gehalt als Reichsbahnschaffner reicht zwar für ein bescheidenes Leben mit Frau und Tochter. Doch der überzeugte NSDAP-Mann will mehr: Bedeutung, Macht und Reichtum.

Seit Jahren schmuggelt er auf Dienstfahrten Geld und Gold von jüdischen Menschen in die Schweiz – auf nur ihm bekannte Nummernkonten im Schaffhauser Bankhaus Wohl. Und geht über Leichen. Doch er bringt die Menschen, die ihm gefährlich werden können, nur in Ausnahmefällen selbst ums Leben. Er kann sich darauf verlassen, dass andere das für ihn erledigen: An den geschlossenen Schweizer Grenzen werden jüdische Flüchtlinge gnadenlos nach Deutschland ausgeliefert – in den sicheren Tod.

Nach dem Krieg baut Stehle mit dem erbeuteten Reichtum ein dubioses rechtes Netzwerk auf, das erst auffliegt, als seine Enkel bei einer Rückschmuggelaktion erwischt werden und ein engagierter Überlinger Journalist genauer zu recherchieren beginnt. Spannende Lektüre – abgründig und erhellend.

Judengold

von Erich Schütz
Verlag: Gmeiner, 2. Aufl. 2021
440 Seiten, Paperback
Preis: 14 Euro

 

 

 

 

Schwarzwälder Morde

Fans von Justin Schmälzle wird der Schauplatz bekannt vorkommen. Es geht wieder in den Bad Wildbader Polizeiposten, wo sich der Karlsruher Kommissar mittlerweile an die Ruhe auf dem Dorf gewöhnt hat. Mit der ist es allerdings vorbei, als Grenzsteine illegal verschoben werden und jemand einem Investor auf eben jenem Grundstück in die Wade schießt. Und dann findet eine Senioren-Wandergruppe auch noch eine Moorleiche …

Schmälzle und sein Kollege Scholz gehen die Ermittlungen in aller Gemütsruhe an – für die es diesmal mehr als einen Kirschschnaps und einen Wirtshausbesuch braucht. Da kommt es gerade recht, dass Schmälzle, der Badner mit den haitianischen Wurzeln, immer mehr schwäbisch versteht. Denn dank des Dialekts kann der Hauptzeuge entlastet werden – oder etwa doch nicht?

Auch der zweite Schmälzle-Krimi überzeugt mehr mit seinem Humor als mit Spannung. Die Geschichte animiert zwar nicht zum fieberhaften Umblättern, überzeugt aber mit ihrer Authentizität und tiefen Einblicken in die Schwarzwald-Mentalität.

Schwarzwälder Morde

von Linda Graze
Verlag: Rowohlt Taschenbuch, 2021
384 Seiten, Paperback
Preis: 10 Euro