Gemeinsinn stärken!: Die schönsten Kooperationsspiele Kinderspiele | 19.06.2022 | Norbert Stockert

Kindergruppe Hände haltend im Stehkreis auf einer Wiese

Spielpädagoge Norbert Stockert stellt diesmal Spiele vor, in denen es um die Gruppe geht, das Wir. Nur Miteinander führt das Spiel zum Sieg, da ist Kooperation gefragt. Dann lässt sich sogar ein gordischer Knoten lösen. Auch die bekannte „Reise nach Jerusalem“ gibt es in einer Variante mit erfahrungsreichem Gemeinsam-geht’s-besser-Kick.

Rette mich wer kann!

Die Spielleitung weist jedem Spieler heimlich die Zahl 1, 2 oder 3 zu; durch Einflüstern oder einen Zettel. Die Zahlen sollten gleich häufig vertreten sein.

Die Spieler bewegen sich zu Musik. Bei Musikstopp ruft die Spielleitung eine der Zahlen. Die betreffenden Spieler mimen einen Schwächeanfall und sinken langsam zu Boden. Die Umstehenden versuchen sie zu retten, d. h. festzuhalten, bevor sie auf dem Boden liegen.

Ein witziger Abschluss ist es, wenn die Spielleitung alle drei Zahlen ruft.

Reise nach Gemeinsinn

Dies ist die kooperative Variante der „Reise nach Jerusalem“; das gleiche Spiel und doch ganz anders. Zunächst stellt die Spielleitung Stühle in zwei Reihen so auf, dass sich jeweils zwei Lehnen berühren; ein Stuhl weniger als Spieler. Diese laufen zu Musik hintereinander um die Stühle herum. Bei Musikstopp sucht sich jeder einen Platz. Die Spieler dürfen sich auch auf die Stühle stellen; die Füße müssen vom Boden weg sein. Dann nimmt die Spielleitung einen Stuhl heraus und die nächste Runde beginnt.

Der wesentliche Unterschied zur „Reise nach Jerusalem“ ist: Es scheidet niemand aus. Alle Spieler versuchen, auf zunehmend weniger Stühlen gemeinsam Platz zu finden. Es geht also nicht darum, die anderen wegzuschubsen, um einen freien Platz zu ergattern, sondern darum, sich gegenseitig zu helfen und zu halten.

Die Spielleitung sollte das Spiel beenden, bevor es auf den Stühlen allzu akrobatisch zugeht.

Die Gruppe kann versuchen, sich in weiteren Durchgängen zu steigern.

Klatschparcours

Die Spieler sitzen in einem Stuhlkreis, der so groß sein sollte, dass man zwischen und hinter allen Stühlen durchgehen kann. Ein Spieler geht raus. Ein anderer geht ab der Türe einen beliebigen Weg, um die Stühle herum und durch den Kreis. Alle müssen sich diesen Weg genau einprägen. Sinnvoll ist es, ihn ein zweites Mal gehen zu lassen. Dann kommt der Spieler von draußen herein und soll diesen Weg herausfinden. Das ist dadurch möglich, dass die Gruppe ihn mit Klatschen leitet: Alle klatschen, solange er richtig geht, und hören in dem Moment auf zu klatschen, wo er eine falsche Richtung einschlägt.

Wenn der Läufer am Ende des Weges auf seinem Stuhl Platz nimmt, so erhält er noch den verdienten Schlussapplaus.

Grafik von verschiedenen Kinder die sich bei der Hand heben

Plattensee

Die Spieler stehen beliebig verteilt im Raum, auf jeweils einem Blatt Papier / Zeitungspapier. Nach und nach legt die Spielleitung weitere Blätter aus. Aufgabe der Gruppe ist es, zu erreichen, dass jedes Blatt von irgendeinem Spieler mit irgendeinem Körperteil berührt wird.

Das Spiel ist zu Ende, wenn es der Gruppe nicht mehr gelingt, ein weiteres Blatt zu berühren.

Gordischer Knoten

Die Spieler stehen im Kreis, strecken die Arme nach vorne, schließen die Augen, gehen langsam Richtung Kreismitte, fassen zwei fremde Hände und öffnen dann die Augen. Aufgabe der Gruppe ist es, das entstandene Wirrwarr der Arme zu lösen, ohne die Hände loszulassen. Das erfordert eine gewisse Beweglichkeit und gegenseitige Rücksichtnahme.

Normalerweise lässt sich der Knoten lösen und die Spieler stehen abschließend im Kreis. Manchmal bilden sich auch mehrere Kreise.

Abschiedssymphonie

Die Spieler stehen auf Stühlen beliebig verteilt im Raum. Eventuell gibt es mehrere freie Stühle. Aufgabe der Gruppe ist es, gemeinsam auf den Stühlen den Raum zu verlassen, ohne den Boden zu berühren. Die Spieler müssen sich also mit den Stühlen, die sie herumschieben dürfen, einen Weg nach draußen bahnen.

Berührt ein Spieler den Boden, so kann die Spielleitung ihm ein Handicap geben, z. B. eine Augenbinde aufsetzen. Die anderen müssen ihn dann nach draußen geleiten.

Die Gruppe ist am Ziel, wenn der letzte Spieler den Raum verlassen hat.

Norbert Stockert

Zur Person:
Norbert Stockert ist Diplom-Pädagoge,­ Spielpädagoge sowie Vorstandsmitglied des Vereins Spielmobil Freiburg.
Der heute 71-Jährige hat bereits Bücher und Zeitschriftenaufsätze zu Spielthemen publiziert und bildet Lehrer und Erzieher fort. Zudem macht er Spielprojekte für Groß und Klein und hilft weiterhin beim Spielmobil aus.

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