„Ich betrachte den Mensch als Mensch, nicht als Krankheit“ Ausbildung & Arbeit | 15.06.2022 | Philip Thomas

Cristina Coseru bei der Arbeit in der BDH-Klinik

Vor knapp zwei Jahren wurden Pflegeberufe in Deutschland reformiert. Seitdem lernen Auszubildende sowohl die Pflege alter Menschen als auch die Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Cristina Coseru aus der BDH-Klinik in Elzach ist von der generalistischen Ausbildung überzeugt. Sie muss es wissen: Als werdende Pflegefachkraft ist sie nah am Patienten.

Cristina Coseru rückt die massive Holzbank im Wald hinter der BDH-Klinik in Elzach zurecht. „Hier ist es doch nett“, sagt die 27-Jährige im Schatten der Bäume. Über Umwege ist sie hierher gelangt: Nach ihrem Realschulabschluss in Rumänien kam Coseru 2012 nach Deutschland, jobbte als Reinigungskraft in Hotels oder Servicemitarbeiterin in der Gastronomie. „Ich wollte schon immer mit Menschen arbeiten, wusste aber noch nicht genau, was“, erinnert sie sich.

Schon damals interessierte sie sich für Medizin und Anatomie. „Der menschliche Körper ist ein komplexes System, das finde ich spannend“, sagt sie. Zwei Krankenhaus­praktika und einen Abendschulabschluss später entschied sich Coseru im April 2017 für eine Pflegehelferinnen-Ausbildung in der BDH-Klinik in Elzach. Als sie die in der Tasche hatte, startete Coseru im August 2020 noch die Ausbildung zur Pflegefachfrau. „Man kann immer dazulernen“, kommentiert sie.

Denn die Pflege ist ein weites Feld: Zum ersten Januar 2020 wurden die jeweils dreijährigen Ausbildungen zum Altenpfleger·in, Gesundheits- sowie Krankenpfleger·in und Kinderkrankenpfleger·in zusammengeführt. Coseru profitiert vom breiteren Berufsbild: „So kann ich alle Stationen kennenlernen und muss mich erst später spezialisieren.“

Im Blockunterricht der Gewerblichen und Hauswirtschaftlich-Sozialpflegerischen Schulen Emmendingen lernt die Auszubildende, sowohl alte als auch junge Menschen zu betreuen. Auf dem Stundenplan stehen Anatomie, Pathologie oder Kommunikation. „Wir erfahren etwa, wie wir mit Menschen in Krisensituationen sprechen“, erläutert Coseru.

Schließlich ist Coseru als werdende Pflegefachfrau ganz nah am Patienten: „Im Dienst bin ich die erste Bezugsperson.“ Es sei nicht immer einfach, die Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden: „Ich betrachte den Mensch als Mensch, nicht als Krankheit. Ich musste lernen, auf mich selbst zu achten und das Leid anderer auszuhalten.“ Auch mit dem Tod wurde Coseru bereits konfrontiert. „Ein Patient starb direkt vor meinen Augen. Das war knallhart“, sagt die junge Frau. Aber auch: „Der Tod gehört zum Leben. Das ist etwas, das ich noch lernen muss.“

Umso mehr freue sie sich über die Erfolgsgeschichten: „Vor drei Jahren wurde eine Patientin eingeliefert. Die Frau konnte weder sprechen noch sich bewegen. Nach sieben Monaten bei uns war sie wieder völlig hergestellt – als ob nichts gewesen wäre.“

Ihre Genesung gelang in der Gruppe. Je nach Patienten steht die Pflegefachfrau in spe im engen Austausch mit Ärzten, Physio-, Ergo- oder Sprachtherapeuten. „Teamwork ist wichtig, wenn du das nicht kannst, bist du hier falsch“, betont sie. Katheter legen, Verbände wechseln, Infusionen vorbereiten – Flexibilität ist gefragt: „Mein Tag verläuft nie, wie man sich das vorstellt.“

Was nach ihrer Abschlussprüfung im August 2023 ansteht, weiß Coşeru derweil schon ganz genau. Es ist der nächste Umweg: „Ich arbeite gerne weiter in der Klinik. Davor werde ich aber einen Monat verreisen.“

INFO:
Pflegefachfrau/-mann
Wo: BDH-Klinik Elzach und Waldkirch
Wann: Ausbildungsstart: 1. August 2022
Voraussetzungen: Realschulabschluss oder Pflegehelfer-Ausbildung
Infos unter: www.bdh-jobs.de

Foto: © Philip Thomas