Seitenwechsel: Spiele von anno dazumal für Kinder von heute Kinderspiele | 18.08.2022 | Norbert Stockert

Kinder die auf einer Wiese spielen

Norbert Stockert stellt diesmal Klassiker vor, die Kinder schon vor langer Zeit, teils vor vielen hundert Jahren, gespielt haben. Er weiß: Sie bringen auch den kids heute jede Menge Spaß! Bei den Bewegungsspielen steht jeweils eine einzelne Person in einer bestimmten Rolle an einer Seite des Spielfelds; alle anderen stehen ihr an der anderen Seite gegenüber. Und dann geht’s los!

Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?

Der einzelne Spieler ist der „Schwarze Mann“. Zwischen ihm und der Gruppe entsteht folgendes Gespräch: „Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?“ „Niemand!“ „Und wenn er kommt?“ „Dann rennen wir!“ Daraufhin werden die Seiten gewechselt. Spieler, die der Schwarze Mann dabei abschlägt, müssen ihm in der nächsten Runde fangen helfen; so lange, bis es alle erwischt hat. Das Spiel ist in Verruf geraten, weil es als diskriminierend empfunden werden kann. Es hat aber nichts mit der Hautfarbe zu tun. Der Schwarze Mann wird gedeutet als der Totengräber der Pestzeit.

Fischer, wie tief ist das Wasser?

Der einzelne Spieler ist der „Fischer“. Die anderen Spieler fragen ihn: „Fischer, wie tief ist das Wasser?“ Er nennt eine beliebige Zahl.  Sie fragen weiter: „Wie kommen wir hinüber?“ Der Fischer nennt eine bestimmte Art der Fortbewegung; z. B. auf  einem Bein/auf beiden Beinen hüpfen, auf allen vieren krabbeln, schwimmen, Seitgalopp, rückwärts laufen. Auf diese Weise müssen nun alle, auch der Fischer, die Seiten wechseln. Wen er dabei abschlägt, der hilft ihm in der nächsten Runde fangen. 

Kaiser, welche Fahne weht heute?

Der einzelne Spieler ist der „Kaiser“. Die Gruppe fragt ihn: „Kaiser, welche Fahne weht heute?“ Der Kaiser nennt eine beliebige Farbe, sagt z. B. „grün“. Das bedeutet, dass beim nun folgenden Seitenwechsel alle Spieler, die etwas Grünes an ihrer Kleidung haben, entspannt zur anderen Seite laufen können, denn sie sind durch diese Farbe geschützt. Alle anderen darf der Kaiser fangen. Wer abgeschlagen wird, hilft dem Kaiser in der nächsten Runde.

Die Räuber kommen!

Der einzelne Spieler ist der „Räuber“. Dieses Mal stehen ihm die anderen in nur geringem Abstand nebeneinander gegenüber. Alle sprechen gemeinsam die folgenden Verse: „9 Uhr hat’s geschlagen, die Räuber kommen nicht. 10 Uhr hat’s geschlagen, die Räuber kommen nicht. 11 Uhr hat’s geschlagen, die Räuber kommen nicht. 12 Uhr hat’s geschlagen, die Räuber kommen!“ Beim letzten Wort rennt der Räuber auf die anderen los, die vor ihm flüchten. Spieler, die er vor der Außenlinie abschlägt, helfen ihm in der nächsten Runde fangen. 

Ochs am Berg!

Der einzelne Spieler ist der „Ochs“. Er dreht der Gruppe den Rücken zu und ruft: „Ochs am Berg!“ In dieser Zeit laufen die anderen auf ihn zu. Dann dreht er sich rasch zurück. Nun müssen die anderen wie erstarrt stehen bleiben. Wenn der Ochs dabei Spieler sieht, die sich noch bewegen, so darf er sie zurückschicken. Wer als Erster beim Ochs ankommt, ist sein Nachfolger. 

Fährmann, hol uns rüber!

Der einzelne Spieler ist der „Fährmann“. Die anderen rufen ihm zu: „Fährmann, hol uns rüber!“ Er nennt nun eine bestimmte Anzahl von Spielern, die er mitnimmt, sagt beispielsweise: „Drei nehm ich mit!“ Das bedeutet, dass beim folgenden Seitenwechsel Spieler, die sich zu dritt zusammengefunden und an die Hand genommen haben, geschützt sind. Alle anderen darf der Fährmann fangen. Sie helfen ihm in der nächsten Runde.

Norbert Stockert

Zur Person:

Norbert Stockert ist Diplom-Pädagoge,­ Spielpädagoge sowie Vorstandsmitglied des Vereins Spielmobil Freiburg. Der heute 73-Jährige hat bereits Bücher und Zeitschriftenaufsätze zu Spielthemen publiziert und bildet Lehrer und Erzieher fort. Zudem macht er Spielprojekte für Groß und Klein und hilft weiterhin beim Spielmobil aus. 

Fotos: © iStock/BraunS, privat