„Wollen alle Tricks verraten“: Musiclab Emmendingen setzt auf neues Gruppenformat Ausbildung & Arbeit | 06.01.2023 | Till Neumann

Musiclab-Leiter Christian Lukanow (rechts) und sein Kollege Pedro Bericat. Zeigen das Openlab: Musiclab-Leiter Christian Lukanow (rechts) und sein Kollege Pedro Bericat.

Musik versteht jeder“, sagt Christian Lukanow. Der 42-Jährige leitet die Musikschule Musiclab in Emmendingen und baut das Angebot gerade grundlegend um. Ergänzend zum Einzelunterricht gibt es jetzt das Openlab: Gruppenunterricht mit Jamcharakter. Andernorts klappt das bereits – es braucht aber Überzeugung.

Stille Instrumente

„Du bestimmst, wie, wann und was du lernen willst – wir unterstützen dich dabei.“ Mit diesem Slogan testet das Musiclab in Emmendingen seit November ein neues Format: Das Openlab bringt bis zu 20 Schüler*innen von 7 bis 18 Jahren in einem Raum zusammen. Sie können dort in einem offenen Format zwischen verschiedenen Instrumenten wählen. Diese sind im Kreis rund um einen sogenannten Hub aufgebaut. „Das ist das Herzstück“, erklärt Christian Lukanow. Alle elektronischen Instrumente haben einen Kopfhörer und laufen dort zusammen. Sie können bei Bedarf zum gemeinsamen Spielen hochgedreht werden. Was mit den „Silent Instruments“ geschieht, entscheiden die Lernenden selbst. Zum Beispiel an Gitarre, Piano oder einem E-Schlagzeug. Drei Dozenten begleiten die Gruppe.

Hier läuft alles zusammen: Das Hub verbindet die Instrumente.

Hier läuft alles zusammen: Das Hub in der Mitte des Raums verbindet die stillen Instrumente.

„Wollen uns überflüssig machen“

Immer mittwochs von 15 bis 18 Uhr steigt das Openlab. „Wir wollen alle unsere Tricks verraten und uns überflüssig machen“, sagt Lukanow. Er möchte mit dem Ansatz wegkommen vom klassischen Auswendiglernen im Einzelunterricht. Alle müssten sich dafür komplett umstellen: „Die Schüler sind gewohnt, essen zu kriegen – jetzt geht es mehr um autonomes Lernen“, erklärt Lukanow. Und zwar in einem Umfeld mit vielen Möglichkeiten. Auch Tablets sind verfügbar, um mit Audiosoftware zu arbeiten.

Den Begriff „Schule“ findet Lukanow für das Modell nicht mehr passend. „Musikoase“ gefällt dem Saxofonisten der Freiburger Balkanband Al Jawala besser. Er war selbst vor 31 Jahren einer der ersten Schüler des Musiclab – und hat mit Saxofon angefangen, weil ein anderer Saxofonist ihn inspiriert hat. Die Idee möchte er mit dem Openlab weiterführen. Motiviert dazu hat ihn auch Musiklehrerkollege Timo Langpap, der an der Lahrer Musikschule nach dem Gruppensystem lehrt. „Er hat uns berichtet: Ich möchte nie wieder anders unterrichten“, sagt Lukanow.

Es klappt nicht überall

Von einer anderen Musikschule hat er dafür Gegenteiliges gehört. Dort werde der Ansatz ebenfalls probiert, aber mit mäßigem Erfolg. Seine Erklärung: Die Dozenten stehen offenbar nicht ausreichend dahinter. Das sei aber entscheidend, betonen auch Lukanows Musiclab-Kollegen Pedro Bericat und Attila Gökdemir. Sie lassen keinen Zweifel daran, Feuer und Flamme für das Konzept zu sein. Dennoch wollen sie sich vorsichtig rantasten.

Finanziell wird es für Schüler*innen etwas teurer: Für vier Einheiten à 30 Minuten im Monat haben sie bisher 108 Euro gezahlt. Für die vier Gruppeneinheiten à drei Stunden werden es jetzt 120 Euro. Lukanow geht davon aus, dass die Lernenden entweder beim Einzelunterricht bleiben oder das Gruppenangebot wahrnehmen. 

Info 

Schule: Musiclab Emmendingen
Genres: Pop, Rock & Jazz
Formate: Einzel- & Gruppenterricht (Openlab)
Sonstiges: Das Openlab steigt mittwochs von 15 bis 18 Uhr
Im Netz: www.music-lab.de