Verlosung von 3 x 2 Freikarten zum Kinostart „Unter dem Sand“ – ab 7. April im Friedrichsbau Kinonews | 04.04.2016

Der 2. Weltkrieg ist seit mehr als 70 Jahren vorbei – und noch immer werden Bomben und Minen gefunden, die während dieser ganzen Zeit irgendwo in der Erde lagen – und jederzeit hätten explodieren können. So wurde jüngst im Stühlinger ein so genannter Blindgänger gefunden, der von Spezialisten entschärft werden musste. Was dazu führte, dass dieser Freiburger Stadtteil zwischen Eschholzstraße und Hauptbahnhof für mehrere Stunden evakuiert wurde, der Hauptbahnhof vorübergehend geräumt wurde, keine Züge mehr aus- und einfuhren, die Stadtbahnbrücke gesperrt und ohne Straßenbahnen war.
 
Die Jungen bei der Arbeit
 
Während dieser Teil der unseligen Weltkriegsgeschichte und deren Folgen noch einigermaßen im Bewusstsein der heutigen Menschen ist, sind viele andere Ereignisse inzwischen völlig in Vergessenheit geraten. Dazu gehört die Verminung der dänischen Westküste durch die Nazis – und die nach dem Kriegsende erfolgte Räumung: Rund 2 Millionen Tretminen hatten die deutschen Besatzer an den dänischen Stränden vergraben – zur „Vorbereitung“ der erwarteten, offiziell freilich nicht eingestandenen Landung der Alliierten. Diese fand dann jedoch in der Normandie statt; die unberührten Sprengkörper mussten nach dem Ende der fünfjährigen Besatzungszeit unschädlich gemacht werden. Für diese potenziell tödliche Aufgabe wurden abziehende Deutsche rekrutiert, viele davon waren Jugendliche, die im Volkssturm gekämpft hatten.
 
Der dänische Regisseur Martin Sandvliet hat diese vergessene Geschichte nun ausgegraben – und einen Film daraus gemacht, der einem geradezu den Atem nimmt. Einen großartigen Film, der durchgehend spannend ist, obwohl man die ganze Zeit weiß, was passieren kann. Ein kleines Meisterwerk, das die Schrecken eines Kriegs und das, was er mit den Menschen macht, hautnah und eindringlich darstellt, obwohl er fast ohne blutige Schockeffekte auskommt.
 
Die Jungen bei der Arbeit
 
Feldwebel Carl Rasmussen, der aus seinem Hass auf die Deutschen keinen Hehl macht, bekommt für seinen Strandabschnitt einen aus 14 Volkssturm-Jugendlichen bestehenden Suchtrupp zugeteilt: Kindersoldaten, die in diesem letztem Aufgebot Hitlers und in ihrer ganzen bisherigen Lebenszeit nichts anderes gelernt hatten als Nazi-Ideologie und bedingungslosen Gehorsam. Und die, da sie „alt genug waren, in den Krieg zu ziehen“, nach seiner Meinung auch alt genug sind, „den Dreck wegzumachen“. Der Dreck: 45000 Minen in drei Monaten. Der Lohn: Falls sie überleben, können sie direkt nach der Mission zurück in die Heimat, ohne Gefangenschaft.
 
Technische Hilfsmittel oder Schutzkleidung gibt es nicht im Todessstreifen; die einzigen Minenspürgeräte sind lange Stäbe, mit denen die Jungs im Sand stochern, auf dem sie, auf dem Bauch liegend, Zentimeter um Zentimeter vorwärtsrobben. Stoßen sie auf etwas Hartes, legen sie mit bloßen Händen die Mine frei, versuchen, den Verschluss aufzuschrauben, um den Zünder herausdrehen zu können. Dass dabei die Hände nicht zittern sollten, hat ihnen Rasmussen bei der Einweisung eingeschärft. Doch wie sollen sie nicht zittern, bei der förmlich zu spürenden Todesangst, die den Robbenden im Nacken sitzt – zusammen mit der Hoffnung, dem Glauben an das Versprechen der Freiheit. Diese Zerreißprobe halten viele nicht aus; am Ende leben nur noch vier. Darunter der 16jährige Sebastian, dem in der Geschichte eine Schlüsselrolle zukommt: Er ist es, der in Rasmussen eine Wandlung auslöst, die allmählich vonstatten geht und die Mitleid und Respekt an die Stelle von Hass, Verachtung und Rache treten lässt.
 
	 Unteroffizier Carl Rasmussen (Roland Møller) und „seine Jungen“
 
Dem Zusammenspiel der beiden Kontrahenten (und dem ausgezeichneten Spiel ihrer Darsteller Roland Møller uns Louis Hofmann) ist nicht zuletzt zu verdanken, dass Zandvliets Film zu einem überzeugenden Anti-Kriegs-Drama mit einer zutiefst pazifistischen und humanistischen Botschaft wurde. Wie gesagt: Ein Meisterwerk, das zu sehen man nicht versäumen sollte.
 
Übrigens: Bei der Vorbereitung der Dreharbeiten wurde eine echte alte Mine gefunden – und von einem Räumkommando der dänischen Armee entschärft. Ob es wohl die war, die auf Rasmussens Liste fehlte und wegen der er in einer starken Szene des Films so ausrastete, dass er die Jungs noch zusätzlich das Fürchten lehrte?
 
Sebastian Schumann (Louis Hofmann) und Unteroffizier Carl Rasmussen (Roland Møller)
 
Text: Erika Weisser / Fotos: Camilla Hjelm © Koch Films GmbH
 

 
 
 
 
Unter dem Sand
Dänemark/Deutschland 2015
Regie: Martin Zandvliet
Mit: Roland Møller, Mikkel Boe Følsgaard, Louis Hofmann, Joel Basman u.a.
Verleih: Koch Media
Laufzeit: 100 Minuten
Kinostart: 7. April 2016
 
 
 
 
 
 
 
 
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