Die Empörung ist groß: Rathaus beerdigt ArTik-Pläne am Karlsplatz STADTGEPLAUDER | 14.04.2016

Vieles deutete darauf hin, dass das Jugendkulturzentrum ArTik ins ehemalige ADAC-Gebäude am Karlsplatz zieht. Dann der Paukenschlag: Der Umbau soll 900.000 Euro kosten, zu viel für die Bürgermeister. Die bittere Nachricht erreicht das ArTik am Tag des Auszugs aus der Unterführung am Siegesdenkmal. Die Reaktionen überschlagen sich. Das ArTik will um den Standort kämpfen.
 

 
Auszug, 31. März. Die Stimmung ist gelöst, als das ArTik-Team das giftgrüne Schild am Siegesdenkmal abschraubt. Rund 25 Mitglieder und Helfer sind da. Geschäftsführer Konstantin Rethmann hebt sein Glas. Prost. Der Auszug schmerzt, doch eine neue Heimat scheint gefunden: das ehemalige ADAC-Gebäude. Rund 600 Quadratmeter auf drei Etagen in zentraler Lage. Spannende Aussichten.
 
Der Umzug ins Gebäude der Freiburger Stadtbau ist kostspielig. Die Stadt ist bereit, 400.000 Euro in die Hand zu nehmen, bestätigt Bürgermeisterin Gerda Stuchlik dem chilli am 1. April. Auch eine Erhöhung der Förderung steht laut chilli-Informationen im Raum. Bisher lag sie bei 63.000 Euro jährlich und knapp 20.000 Euro Mietzuschuss.
 
Am 5. April platzt die Bombe: Der Umbau soll mehr als das Doppelte kosten: 900.000 Euro. Insbesondere die Brandschutzmaßnahmen schlagen zu Buche. „Das Gebäude wäre fünf Jahre nutzbar, das macht inklusive Miete und Personal Kosten von 225.000 Euro im Jahr“, rechnet Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach dem chilli vor. Das sei wirtschaftlich nicht vermittelbar.
 

 
Als das publik wird, hängt das ArTik-Schild schon am ADAC-Gebäude, ein Nutzungskonzept ist ausgearbeitet, Büroräume sind bezogen. Sechs Monate will das ArTik dort seinen Übergang planen. Dann das.
 
Die Unabhängigen Listen sind „empört über das unabgesprochene Vorgehen“. Die Freiburger Jusos sprechen von „einer neuen Eskalationsstufe“. „Das geht aufs Konto der Bürgermeisterin“, wettert die SPD-Fraktion. „Fehlende Transparenz, voreilige Entschlüsse, kurzer Prozess“, schimpft der Stadtjugendring. „Inakzeptabler Umgang mit Jugendlichen“, poltert die Fraktionsgemeinschaft JPG.
 
Und das ArTik? „Wir sind nach monatelangen Gesprächen erst eingezogen und sollen jetzt auf neue Standortsuche gehen?“, fragt die Vorsitzende Maria del Mar Mena Aragon. Sie bemängelt, dass ihr Konzept gar nicht mit Gemeinderat und Öffentlichkeit diskutiert wurde.
 
Man erwarte aber nicht, dass die Stadtverwaltung die 900.000 Euro alleine stemmt. Zumal eine Nutzung des Gebäudes über zehn statt fünf Jahren im Raum stehe. Das relativiere die Kosten. Das ArTik will den Gemeinderat entscheiden lassen. „Viele Leute haben richtig viele Fragen“, sagt Konstantin Rethmann. Gestorben ist das ADAC-Gebäude für ihn noch lange nicht.
 
Text: Till Neumann / Fotos: © tln