Roller Derby: Po nach hinten, Blick nach vorne STADTGEPLAUDER | 16.07.2016

Roller Derby, das ist eine rasante Mischung aus Wettrennen und Rugby auf Rollschuhen. Oberstes Ziel ist es, per Überholmanöver zu punkten – rempeln, stoßen und schubsen sind nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. In Deutschland wird der US-Sport immer beliebter – mittlerweile gibt es so viele Teams, dass es seit dem vergangenen Jahr eine Regionalliga, eine zweite und eine erste Bundesliga gibt. In Freiburg trainieren die Blockforest Roller Girls seit vier Jahren: Am 16. Juli bestreiten sie nun ihr erstes „Scrimmage“, ein Freundschaftsspiel, zu dem Teams aus ganz Deutschland anreisen. chilli-Autorin Isabel Barquero hat sich mal die Rollschuhe angezogen.

Roller Derby

Agressiv: Die Roller Girls haben keine Berührungsängste.

„Isabel, in die Knie. Po nach hinten und den Blick nach vorne!“ Alle paar Minuten hagelt es Aufforderungen von Rollergirl Nic Suske (37), in der Derby-Szene bekannt als „wrong mAlice“. Aber wie soll man das alles gleichzeitig machen, ohne hinzufallen?

Die Rollergirls trainieren immer donnerstags in der Sporthalle in Landwasser, in der es an diesem Tag gefühlte 50 Grad hat. Schon nach dem Warmmachen tropft der Schweiß von der Stirn. Schwer vorstellbar, dass man jetzt noch die engen Hand-, Ellbogen- und Knieschoner überziehen soll – und noch einen Helm. Aber: Die Ausrüstung ist Pflicht. Außer den Neulingen tragen sogar alle noch einen Mundschutz. „Nicht aus Angst, dass uns eine Gegnerin die Zähne ausboxt, sondern als Schutz bei einem Sturz“, sagt Suske.

Trainerin BraC, alias Victoria Lüer (26), erklärt, dass eine gesunde Aggressivität einfach dazugehört. „Roller Derby ist ein sehr körperbetonter Vollkontaktsport, daher sehen die Fahrerinnen auch aggressiv aus.“ Eigentlich stecke da aber nur ganz normaler Sportsgeist dahinter. Nichts für zimperliche Mädchen, das merkt man sofort. „Blaue Flecken sind normal. Das muss man schon abkönnen. Wir nennen die liebevoll Derby Kisses“, sagt Suske.

Roller Derby

Anstrengend: Roller Derby ist hartes Training für Beine und Po.

Die darf man sich übrigens erst ab 18 holen. Beim Geschlecht gibt es – anders als der Teamname vermuten lässt – aber keine Beschränkung. Die Rollergirls, die zum Verein Breisgau Beasts gehören, haben aktuell 42 Mitglieder, darunter zwei Männer. Während sich die Mitgliedszahl in den vergangenen Jahren nur stockend erhöht hat, steigt sie seit drei Monaten rasant an – Roller Derby liegt im Trend.

Das nächste Ziel ist, in der Regionalliga zu starten. Doch dafür muss eine geeignete Halle her, was in Freiburg traditionell nicht einfach ist. Im Training geht es weiter mit einer Runde Socken-Derby – ohne Rollschuhe. Die Regeln sind die gleichen: Zwei Mannschaften kreisen mit je fünf Spielerinnen gleichzeitig auf einer Bahn. Jeweils vier sind Blocker, eine ist Jammerin. Sie hat die Aufgabe, möglichst viele Punkte zu holen, indem sie den gegnerischen Block überrundet. Die Blocker versuchen, genau das mit dem ganzen Körper zu verhindern. Verboten sind nur Kopfstöße, Tritte, Schläge, Kratzer oder Bisse.

Isabel Barquero bei den Roller Girls

Geschafft: Neuling Isabel Barquero wurde nicht geschont.

Stattdessen gibt es Geschubse, Geschreie und Gestoße. Out-of-bounds, Jam abcallen, In-Bounds – alle rufen komplizierte englische Wörter durcheinander. Man hört seinen eigenen Atem kaum. Auch als Neuling muss man ordentlich einstecken. Mit starken Hüft- und Schulterstößen bringen einen die Girls immer wieder aus dem Gleichgewicht. Dagegenhalten. Sich bloß nichts gefallen lassen. Die Aggressivität steigt. Davon hatten die Rollergirls vorhin also gesprochen. Vielleicht ist das mit dem bedrohlichen Derby-Namen gar nicht so schlecht? Platz da, jetzt kommt IzzyDevil!

Wer Roller Derby live erleben will: Am 16. Juli treten die Blockforest Roller Girls ihr erstes Freundschaftsspiel an um 15 Uhr in der Freiburger Jahnhalle. Mehr Infos dazu auf Facebook.

Bildergalerie vom Roller Derby (mit den Pfeiltasten durchklicken)

Text: Isabel Barquero / Fotos: © Till Martin, Isabel Barquero