Boy und Joris beim ZMF: grinsende Schwestern, zerplatzte Herzen STADTGEPLAUDER | 15.07.2016

Joris und Boy haben am Donnerstag Abend ein Doppelkonzert im Zirkuszelt des ZMF gegeben. Das Popduo, bestehend aus der Hamburger Musikerin Sonja Glass und der Zürcher Sängerin Valeska Steiner und der Sänger aus Stuhr, sangen über Liebe, Verlust und Freundschaft. Joris lud das überwiegend junge, weibliche Publikum, immer wieder zum Mitsingen ein – und ließ ein Herz zerplatzen.

Joris beim ZMF

Verträumt: Joris bezauberte viele weibliche Zuschauer mit seinem Charme.

Boy starten mit dem Titelsong ihres Albums “We were here” und der Message, Vergangenem nicht nachzutrauern. Die beiden Musikerinnen passen optisch wie musikalisch perfekt zusammen. Oft stehen sie sich gegenüber und grinsen sich an wie zwei verloren gegangene Schwestern, die sich wieder gefunden haben. Valeska hat eine klare, durchdringende Stimme. Zu jedem ihrer Lieder bewegt sie sich sinnlich und wirbelt ihren Pferdeschwanz hin und her. “Es ist sehr schön bei euch!”, ruf Sonja begeistert. Das nächste Lied “Boris”, handelt von einer unschönen Begegnung, erzählt Valeska. Dazu spielt sie die ersten Takte alleine auf der Akkustikgitarre. Nach dem Lied bedauert sie: “Heute geht alles so schnell. Wir haben Angst, dass das Konzert zu schnell zu Ende geht.”

Ihr letztes Lied: “No sleep for the dreamer”. Valeska säuselt ins Mikrophon während ihre Hände und Arme sanft ihren Körper umspielen. Dann winken die zwei jungen Frauen und verschwinden von der Bühne. Nach kurzen Zugabe-Rufen verkündet Sonja: “Wir spielen sehr gerne noch einen, einen unserer ältesten Songs”, Valeska headbangt zum Instrumentalteil von “This is the beginning” und Sonja hüpft auf und ab. Das Publikum mit ihr.

Boy

Intensiv: Bei Boy wurde gesungen, aber auch gehüpft.

Nach einer kurzen Umbauphase ist Joris dran. Nach ein paar Liedern (unter anderem „Neustart“) fragt er: “Wollt ihr wissen wie gut der Schwarzwald klingen kann?” –  und gibt mit seiner Band eine kurze Jamsession.

Man merkt schnell: Joris ist Musiker durch und durch: “Wir geben alles, ihr gebt alles. Wollt ihr noch mehr?“, haucht er mit rauchiger Stimme ins Mikrophon. “Wir haben etwas vor, das wir schon länger nicht mehr gemacht haben“, verkündet er dann. Die Lichter gehen aus, die Band versammelt sich um eine in weißes Licht getauchte Trommel. Auf der spielen sie zu viert zu “Hollywood”. Ein weiterer Specialeffekt: Ein an einen Reisekoffer gebundenes rotes Ballonherz erscheint zu dem Lied. Joris singt: “…PS: Ich liebe dich nicht”. Das Herz zerplatzt.

“Wir machen jetzt einfach mal alle unsere Augen zu und vergessen alles“, sagt Joris am Ende. Es ist egal ob wir rot, schwarz, gelb oder weiß sind. Wir nehmen unseren Nachbarn in den Arm und schunkeln.“ Der Sänger scherzt, er würde eine Zweitkarriere als Rapper starten. “Danke für die viele Liebe!”, ruft er und stimmt sein letztes Lied mit der Gitarre an: “Hoffnunglos, hoffnungsvoll”. Es ist das Titellied seines neuen Albums, welches Platz drei der deutschen Albumcharts erreicht hat. Joris verabschiedet und bedankt sich neckisch beim Publikum: “Ihr seid auf jeden Fall gekauft!” und betont nochmal: “Wenn ihr Liebe gebt, kommt Liebe zurück.”

Joris beim ZMF

Virtuos: Joris zeigte auch an der Gitarre, was er drauf hat.

Das Publikum will mehr. Joris kommt zurück auf die Bühne und wird melancholisch: “Es kommt für uns alle wahrscheinlich der Moment, an dem wir uns von unseren Eltern verabschieden müssen.“ Davon handele sein aktueller Hit “Bis ans Ende der Welt”. Dann spielt der 25-Jährige eine Reggae-Variante von „Herz über Kopf“. Das Herz sagt bleib, der Kopf schreit geh. Dann geht er.

Text & Bilder: Nora Heinz