Spielverzögerung auf Entwicklungsplatz: Ganter schließt Vertrag mit australischer Hotelkette STADTGEPLAUDER | 13.04.2017

Gut drei Fußballfelder zwischen Dreisam und Schwarzwaldstraße, so groß ist die Entwicklungsfläche auf dem Areal der Ganter-Brauerei in Freiburg. So richtig gespielt wird auf diesem Platz aber seit Jahren nicht: Die komplexen Planungen für den Stadttunnel und bauleitplanerische Probleme stellen auch den Bau von Wohnungen seit Jahren ins Abseits. Ein Tor haben Hartmut Martin, Geschäftsführer der Ganter Grundstücksgesellschaft (GGG), und Markus Scherrle, Geschäftsführer der Ganter Real Estate Nr. 1 GmbH, aber jetzt geschossen.

Die Entwicklungsfläche liegt rechts (rot markiert) vom Haupteingang aufs Areal.

Die Entwickler haben einen Vertrag mit einem Unternehmen in der Tasche, das auf der Fläche des alten Flaschenkellers ein Apartment-Hotel betreiben will. Wer das ist, wollte Martin noch nicht preisgeben. Ein Unternehmenssprecher der Adina Apartment Hotels mit Hauptsitz in Australien bestätigt aber die chilli-Recherchen: „Wir haben mit der Ganter Grundstücksgesellschaft einen langfristigen Pachtvertrag abgeschlossen. Der ehemalige Flaschenkeller bietet den perfekten Rahmen für ein neues Adina Apartment Hotel.“ Die Eröffnung sei für 2020 „angedacht“.

Ein Apartment-Hotel sei in Freiburg „konkurrenzlos“, so Martin – der natürlich auch aufpassen musste, keine Ganter-Gastronomen aus der Beherbergungsbranche zu verprellen. Rund 120 Zimmer und Apartments sollen entstehen sowie eine 191 Autos fassende Tiefgarage. 22 bis 25 Millionen Euro wird Ganter dafür in die Hand nehmen.

Der Hotelbau ist nach dem Ballhaus der zweite Baustein in der Entwicklung. Entlang der Fabrikstraße und der Dreisam soll zudem der Bau von bis zu 350 vorrangig kleineren Wohnungen gelingen. Teils in Eigenregie, teils in fremder Hand. Wenn der Gemeinderat hier aber 50 Prozent sozialen Mietwohnungsbau fordert, „kann ich meinen Gesellschaftern das Projekt nicht empfehlen“, sagt Martin. „Wir brauchen hier einen Bebauungsplan, den Ganter bislang gemieden hat, um die unterschiedlichen Nutzungen auf dem Campus zu regeln“, sagt Stadtplanungsamtschef Roland Jerusalem. Er sieht „keine Begründungsachse“, wie hier eine Ausnahme von der 50-Prozent-Quote formuliert werden könnte. Eine Möglichkeit sei eine Flächenabtretung an die Stadt. Ausgang offen. Um weitere Flächen wird an anderer Stelle schon seit Jahren gerungen.

Diese benötigt das Rathaus im Zuge des Stadttunnel-Baus. Auf einen halben – unterirdischen – Meter entlang der Schwarzwaldstraße hat man sich schon geeinigt. Doch dann, so Martin, kamen weitere Forderungen auf einem Streifen östlich des Flaschenkellers. Erst 2,80 Meter, dann 5,60 Meter, dann 400 Quadratmeter, um einen Platz für einen Fußgängerweg über die B31 zu schaffen. „Wir haben keine Lust, uns enteignen zu lassen“, entgegnet Martin. Doch ohne einen Kompromiss wird der Ball auf dem Ganter-Campus weiter liegen bleiben.

Zudem, so Jerusalem, sei nicht immer erkennbar, dass bei Ganter alle an einem Strang ziehen. Denn in die Planungen für den Campus mischten sich – damit kaum kompatible – Bauanträge der Brauerei für Vergnügungsstätten, die beim Baurechtsamt landeten. Diese hat Martin noch während der chilli-Recherchen wieder zurückgezogen. „Aktuell haben wir kein Signal, auch kein Zeitgerüst, wie es weitergehen soll“, sagt Jerusalem.

Und dann ist da noch die alte Mälzerei – die als „identitätsstiftendes Moment“ (Martin) auch ein sehr kniffliges Projekt ist. Der Denkmalschutz, die enorme Gebäudetiefe sowie geringere Raumhöhen werden Martin und Scherrle ebenfalls kräftig herausfordern. Bis in vielleicht zehn Jahren die Entwicklung abgeschlossen ist, müssen rund 150 Millionen Euro in den Teil des Geländes investiert werden, den die Brauerei für ihr Geschäft nicht mehr benötigt.

Text: Lars Bargmann / Foto: © Ganter