Coole Sau: Ich und meine Honda CB 1100 RS STADTGEPLAUDER | 08.08.2017

Die erste CB setzte ihren Fuß bereits 1959 auf die Straße, die CB 750 ist längst zur Legende geworden, die jüngste CB 1100 RS verneigt sich nun – nicht nur in engen Kurven – vor der Vergangenheit der CB-Geschichte, dokumentiert aber auch das Jetzt und Hier.

Kann es heute noch einen luftgekühlten Vierzylinder-Reihenmotor geben, der die Euro-4-Norm schafft? Wenn man bei Honda arbeitet, dann ja. Reduce to the max, lautet ein Branchenspruch bei den Werbern. Reduziert aufs Wesentliche ist auch die RS: Kein Schnickschnack, aber alles, was man zum Biken braucht. Drehzahlmesser und Tempoanzeige oldschool mit Zeigern, okay, die Uhr und Kilometer werden digital angezeigt, Blinker und Rücklicht tragen Leuchtdioden, aber wer vom Güterbahnhof aus über die B31 durch die beiden innerstädtischen Tunnel, durchs Höllental an den Schluchsee fährt, sieht viele entgegenkommende Motorräder, die schon auf den ersten Blick sagen: Ich bin ein Kind der Postmoderne. Dafür ist die RS nicht zu haben. Wäre sie ein Schauspieler, dann eher Schimanski als Schweighöfer.

Die goldfarbene Showa-Gabel steht ein bisschen steiler als bei der „Stilikone“ EX und bildet mit den Stoßdämpfern in gleicher Farbe eine optische Einheit, die schwarzen 17-Zoll-Alugussräder, der formschöne schwarze Tank (fast 17 Liter, ohne jede Falznaht!), der schwarze Motorblock, der nackte Körper, die freistehende Konsole – irgendwie könnte die neue RS auch eine Rennmaschine aus den 70ern sein. 90 PS bringt die RS (Road Styling) auf die Straße – es könnten durchaus noch ein paar mehr sein.

Mit 160 Sachen – der CB-Wert hängt allein von der äußeren Haltung des Fahrers ab – spürt man den Widerstand deutlich, aber genau dieses Gefühl ist es ja, was die RS in ihrer DNA hat. Maximales Fahrgefühl, minimalistischer Auftritt, durchaus ein bisschen mehr Sexappeal als die CB EX.

An einem Kiosk in Aha neben der Segelschule stehen ein paar Biker: Dem Ankommenden wird durchaus anerkennend zugenickt. Ein Rennen würde er gegen die Konkurrenz made in 2016 oder 2017 lässig verlieren – aber eben: lässig. Die RS ist das, was man wohlmeinend eine coole Sau nennen könnte.

Wenn die Biker ihre Maschinen aber starten, macht die RS sehr wohl was her: War man von der CB bisher stets japanische Zurückhaltung gewohnt, so kommt beim Novizen nun Kraftvolles aus den Rohren, man kann noch ein paar Sekunden warten, bevor der Gang eingelegt wird und der deutlich breitere Hinterreifen (180er) dann beim Losfahren auch noch Sportlichkeit signalisiert.

Die volle Power drückt die RS bei 7500 Umdrehungen auf die Straße. War sie bis hierhin noch um dynamische Eleganz eines Cafe Racers bemüht, gibt sie sich hier kurz dem kompromisslosen Vortrieb hin. Muss sie aber auch, denn die Lady ist mit 252 Kilo keineswegs magersüchtig. Auch weil sie Kunststoff verabscheut. Nach dem Ausflug wieder zurück in der Stadt, steigt der Fahrer ab, dreht sich um und hört dann aber noch das Aggregat, wie es ein bisschen nachknistert. Als wollte sie einem noch kurz nachlächeln.

HONDA CB 1100 RS

> Motor: Luft- und ölgekühlter 4-Zylinder-4-Takt
> Hubraum: 1140 ccm
> Leistung: 89,9 PS (66KW)
> Max. Drehmoment: 91 Nm bei 5500 Umdrehungen
> Verbrauch: 5,3 L
> Gewicht: 252 kg
> Preis: 13.190 Euro
> Mehr Infos: Fahrzeughaus Friedrich Sütterlin GmbH
Tullastr. 55 , 79108 Freiburg
www.suetterlin.de

Text: Lars Bargmann / Fotos: © tln, bar