Nachgewürzt: Florian Schroeder über den neuen US-Präsidenten Trump Kultur | 05.03.2017

Endlich haben wir im gebeutelten Europa wieder was, worin wir uns alle einig sind: Trump scheiße zu finden. Das funktioniert immer. Wir müssten vor ihm niederknien, dafür, dass er es uns ermöglicht, uns endlich mal wieder auf billigste Art zu versichern, wie toll wir sind. Ein Mauerbau? Hier in Europa undenkbar. Brauchen wir nicht. Wir haben ja das Mittelmeer.

Florian Schroeder, Kabarettist, studierte in Freiburg, lebt in Berlin und vergibt die chilli-Schote am goldenen Band.

Florian Schroeder, Kabarettist, studierte in Freiburg, lebt in Berlin und vergibt die chilli-Schote am goldenen Band.

Und auch sonst ist unsere Weste weiß. Nehmen wir nur mal Trumps MuslimBan. Aus sieben Ländern sollen keine Muslime mehr in die USA reisen dürfen. Und Saudi Arabien ist nicht mal auf der Liste, obwohl die Drahtzieher des 11. September daher kamen. Das ist so, wie wenn du dich vor Glatteis auf der Straße schützen willst, indem du die Zimmerheizung hochdrehst.

Auch so ein Einreisestopp für Syrer, Libyer, Afghanen, Somalis, Iraker ist hier in Europa nicht vorstellbar. Warum auch? Brauchen wir ja nicht. Wofür zahlen wir unseren Dramaturk Erdogan? Der bestbezahlte Türsteher aller Zeiten, der sich von unserem Geld schicke Grenzanlagen bauen kann, mit denen er die Syrer an der Grenze abknallen kann. Wozu schließen die Italiener noch vor dem EU-Gipfel auf Malta ein Abkommen mit Libyen, in dem der libysche Grenzschutz verstärkt werden soll. Da fragen wir lieber nicht nach, man will ja die Friedhofsruhe im Mittelmeer nicht stören.

Der Trump ist doch schön dumm, wenn er die Drecksarbeit mit seinen Dekreten selber macht, statt so etwas wie wir den anderen zu überlassen. Germany First – das hatten wir uns schon auf die Fahnen geschrieben, da war Donald Trump noch pleite.

Sehen wir es doch mal positiv: Nur eine konsequente Abschottungspolitik der USA und noch rigidere Einreisebestimmungen können einen zweiten Donald Trump verhindern: Weil die USA ein Einwanderungsland waren, ist sein Großvater überhaupt reingekommen. Friedrich Trump kam aus Kallstadt in der Pfalz in die USA. Ein Ort, in dem auch Johann Heinrich Heinz geboren wurde. Sein Sohn gründete in den USA das Heinz-Ketchup-Unternehmen. Man kann sagen: Beide Auswandererfamilien wurden durch trübe Brühe reich und berühmt.

Trumps Opa war Herrenfrisör – da wundert einen nix mehr, oder? Er ging mit den Goldsuchern nach Seattle, suchte aber nicht selbst nach Gold, sondern versorgte die Goldsucher in Seattle mit Alkohol und Frauen. Ja, der schaffte die Prostituierten per Kutsche ran. Klar, nach Moskau ins Hotel fliegen, war damals noch nicht drin.

Text: Florian Schroeder / Foto: © privat