Haarsträubender Thriller: „Schwarze Flaggen“ von Joby Warrick Kultur | 04.03.2017

Vor ziemlich genau zwei Jahren, am 3. Februar 2015, traf in einem Gefängnis der jordanischen Hauptstadt Amman ein dringlicher, von König Abdullah II. persönlich unterschriebener Vollstreckungsbefehl ein: Die 45-jährige Irakerin Saschida al-Rischawi, hieß es in der Anweisung, solle am nächsten Tag bei Sonnenaufgang durch Erhängen exekutiert werden. Und so geschah es.

Mit diesem gruseligen Szenario beginnt die gründliche Recherche des Washington-Post-Reporters Joby Warrick über Ursprünge und Aufstieg der Terrororganisation, die derzeit fast täglich von sich reden macht: Der „Islamische Staat“ (IS), der die Muslime der Welt mit Gewalt, Sprengstoff und Hinrichtungsanschlägen von schändlichem Einfluss befreien und sie in einem einzigen Gottesstaat zusammenführen will – dem Kalifat.

In dieser bereits mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Reportage zeichnet Warrick nicht nur den Weg des IS-Gründers Abu Musab az-Zarqawi nach, in dessen Auftrag sich al-Rischawi 2005 an tödlichen Attentaten in drei Ammaner Hotels beteiligte.

In der präzisen Analyse zahlreicher geführter Gespräche weist er auch die Verstrickung von Geheimdiensten und die falsche Politik mehrerer US-Administrationen nach.

Ein haarsträubender Thriller des Gemetzels – schwer zu verdauen.

Text: Erika Weisser

Schwarze Flaggen
von Joby Warrick
Verlag: Theiss, 2017
396 Seiten, Hardcover
Preis: 22,95 Euro