Das »bierernste« chilli-Horoskop in der Fahrrad-Edition Kultur | 12.07.2018 | Philip Thomas

Ob Flexi oder Damenrad: In der hellen Jahreszeit erwachen die Drahtesel aus ihrem Winterschlaf. Was euch diesen Monat auf den Radwegen dieser Stadt passiert, verrät Hobby-Astronaut Philip Thomas.

Bergauf wirst du auf deinem schicken Vintage-Rennrad schon wieder von einer alten Oma mit ihrem klapprigen Drahtesel überholt. Allerdings kannst du bei ihrem klapprigen Drahtesel nichts ausmachen, was auf ein E-Bike hindeuten und deine Schmach erklären würde. Die Batterie muss unsichtbar im Rahmen verbaut sein. So wird es sein!

Montagmorgen. Du kommst zu spät zur Vorlesung. Schon wieder. Für fachgerechtes Parken deines Fahrrads ist da natürlich keine Zeit mehr. In der Eile schließt du allerdings zwei, drei andere Fahrräder mit an. Immerhin sind die dann auch vor Langfingern sicher. Den „Dank“ deiner Kommilitonen kannst du dir nach der Vorlesung abholen.

Der sicherste Ort für dein nigelnagelneues Rad in der ganzen Stadt? Natürlich der Schiefe Turm von Fahrrad vor der Uni-Bibliothek. Wirf deinen Drahtesel einfach hinein in das Knäuel aus Lenkstangen, Bremsleitungen und Gepäckträgern. Nicht nur ergibt das Gebilde mittlerweile ein modernes Kunstwerk, du sparst auch noch das Schloss

Es geht doch nichts über eine entspannte Radtour ins Grüne. Eine Route hast du bereits rausgesucht, Übernachtungsmöglichkeit gebucht und die Reifen aufgepumpt. Nach einigen Kilometern dann der Schreck: Du hast einen Platten. Und ausgerechnet das Flickzeug vergessen. Nicht, dass du noch eine Wahl hättest, aber Wandern ist doch auch ganz nett.

Eigentlich wolltest du nur einen neuen Bremsklotz kaufen, aber der Verkäufer im Radladen gibt gleich ein neues Lebensgefühl, gratis zum neuen Fahrrad. Da heißt es, standhaft bleiben. Nach einer halben Stunde zwischen 500er Ritzel und zwölffach vergoldeter Kassette dämmert es dir aber bereits: Morgen nimmst du die Bahn.

Als Fahrradfahrer bist du der König des Straßenverkehrs. Wer etwas für sich und die Umwelt tut, hat schließlich Vorfahrt. Egal, was dir Schilderwald und andere Verkehrsteilnehmer sagen. Nicht, dass du ihnen Beachtung geschenkt hättest. Bei deinem wilden Ritt durch die Fußgängerzone mit Gebimmel und Tempo 20 genießt Majestät genug Volksnähe.

Rennradfahrer ist nur, wer sich auch entsprechend kleidet. Selbst für den Weg zum Supermarkt wirfst du dich in Schale: Helm, Hose, gelbes Trikot. Radlershorts sehen nicht nur total super aus, die gepolsterten Hosen sind auch absolut notwendig. Schließlich gibt es keinerlei Möglichkeit, einen bequemeren Sattel an deinem Fahrrad anzubringen …

Dein Fahrrad hat schon bessere Zeiten gesehen. Das Licht funktioniert nicht, die Kette springt dauernd raus und mittlerweile musst du zugeben: Für wilde Downhill-Fahrten war dein zierliches Rennrad nicht gemacht. Du bleibst trotzdem positiv. Durch das Scheppern und Quietschen sparst du dir die Klingel. Nicht, dass du eine hättest.

Details sind dir wichtig. Das gilt auch bei deinem Fahrrad: Zentimeterdick Aufkleber am Schutzblech, Panini-Bilder in den Speichen und ein Fuchsschwanz am Lenker verleihen einem sonst tristen Fahrrad erst richtig Charakter. Damit bist du der Star der Straße. Solange es nicht bergauf geht. Da lahmt dein Unikat komischerweise ein wenig.

Ein Tandem für dich alleine zu kaufen war vielleicht nicht deine beste Idee. Mit Romantik oder dem Wunsch nach Zweisamkeit hat das bei dir erst mal gar nichts zu tun. Du bist einfach nur ein geselliger Mensch. Aber jedes Mal deine Freunde anrufen, wenn du von A nach B willst, ist dann doch ein bisschen viel verlangt.

Wenn die Leute wüssten, wie gefährlich so eine Fahrradfahrt ist. Ein regelrechter Sarg auf zwei Rädern ist das. Helme, Schoner, Stützräder und eine Lichtanlage, die den Nachthimmel erhellt, machen die Sache nicht besser. Am besten, du verlässt die Wohnung gar nicht erst. Wobei … die meisten Unfälle passieren doch im Haushalt?!

Du fliegst gerne unter dem Radar. Das gilt auch für deine Wahl der Fortbewegung. Am besten klammheimlich und ohne Licht huschst du bei dunkler Nacht mit dem Rad über dicht befahrene Straßen. Das panische Gehupe kannst du mit deinen Kopfhörern mittlerweile auch ganz gut ausblenden. Nichts hören. Nichts sagen. Nicht gesehen werden.

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