Geschmackspolizei: Der Sounddreck zum Ende des Sommers Kultur | 17.09.2018 | Benno Burgey

Wir alle kennen Karlheinz Stockhausens „Kurz­- wellen“. Eine Komposition, in der neben wenigen anderen Instrumenten sechs Kurzwellenradios von sechs Musikern gespielt wurden. Ein kontrovers und viel diskutiertes Stück der Moderne.

Auf Südbadens Baustellen hingegen: Alltag. Wo wird am meisten Musik gehört? In der Oper? In der Disko? Zu Hause oder im Supermarkt? Nein. Wie seit Urzeiten ist die Baustelle der Ort der Musik. Jeder Handwerker hört seinen eigenen Regionalsender. Es entsteht eine wunderbare Kakophonie für eine unbestimmte Zahl Radios. Wenn alle Werkzeuge versagen – das Baustellenradio läuft immer.

Die „Kurzwellen“ werden täglich in den Schatten gestellt, dabei vermischen sich internationale und lokale Musikhintergründe zu einer neuen Moderne. Wegen dieses Verdiensts lassen wir die Bauwirtschaft in Frieden.

Bei Tatbeständen wie dem folgenden müssen wir jedoch einschreiten:

„Habe selbst geschriebe im Kopfe diese Text, /Was bei mir normal ist wie eine Reflex. / Meine halbe Leben mit Baustell verbracht. / Gebäude sanieren, Straße reparieren, / Mitarbeiter schlagen weil wir jeden Tag blamieren. / Ich liebe meine Arbeit Mädchen kannst Du glauben, / Also kucke nicht bei mir mit Deine hässliche Augen. / … Kuck nicht meine Schaufel auch nicht Maschine, Sonst schlag ich deine Vater, deine Bruder und deine Cousine / Die kleine Blondine – Die aussieht wie eine Gardine.“

Das hat Stockhausen nicht gemeint. Wirklich nicht. Sei schlau, geh zum Bau. Aber bring gescheite Mucke mit.

Für die Freiburger Geschmackspolizei, Benno Burgey