Endlich wieder Haareschneiden: Nach 75 Tagen dürfen Friseursalons öffnen f79 – das Jugendmagazin | 13.03.2021 | Kimberly Frass

Seit dem 1. März dürfen Friseure wieder körpernahe Tätigkeiten ausführen. Das Kämpfen hat sich nach zweieinhalb Monaten ausgezahlt. Dennoch hat der Lockdown Spuren hinterlassen. Im Interview mit f79-Autorin Kimberly Frass erzählt Sabine Becker, Obermeisterin der Friseurinnung und Ladenbesitzerin aus Freiburg, von den Auswirkungen.

Sabine Becker

f79 // Sabine Becker, können Sie beurteilen, wie stark der Lockdown die Friseure getroffen hat?

Becker // Es hat uns sehr stark getroffen. Nachdem wir schließen mussten im ersten Lockdown, war sehr unklar, wann wir wieder öffnen dürfen. Nachdem es 4. Mai. 2020 unter Einschränkungen wieder los ging, waren wir alle erst einmal erleichtert. Trotz allem konnten wir nicht mit vollen Kapazitäten arbeiten, was allen zu schaffen gemacht hat. Der zweite Lockdown war ein erneuter Rückschlag in der Branche.

f79 // Sie reden von einem Rückschlag in der Branche. Wie viele mussten und müssen ihr Handwerk aufgeben?

Becker // Es mussten und müssen bestimmt einige ihr Handwerk aufgeben. Das liegt aber auch daran, dass wir erst nach zwei Monaten finanzielle Unterstützung beantragen konnten.

f79 // Kann man die Verluste durch den Lockdown mit einer rechtzeitigen finanziellen Unterstützung wieder auffangen?

Becker // Die finanzielle Unterstützung deckt leider nicht die kompletten Verluste, weshalb man die zweieinhalb Monate nicht wieder reinholen kann. Aktuell wird nicht der verlorene Umsatz ersetzt, sondern nur 90 Prozent der Fixkosten bei einem Umsatzverlust von 90 Prozent.

f79 // In Anbetracht der aktuellen Situation, verstehen Sie die Maßnahmen der Politik?

Becker // Nein, die Auswirkungen beim Friseur waren in ganz Deutschland sehr gering. Seit Beginn der Pandemie gab es insgesamt nur eine geringe Anzahl an Infektionen mit dem Virus während eines Friseurbesuches. Das liegt daran, dass die Friseure mit einem guten Hygienekonzept und möglichst viel Abstand nach dem ersten Lockdown gestartet sind.

f79 // Was ärgert Sie momentan am meisten an der Politik?

Becker // Am meisten stört mich, dass man den Aussagen der Politiker kein Vertrauen mehr schenken kann. Denn viele sagen oder behaupten etwas, ohne dass am Ende dann etwas dabei rauskommt.

f79 // Können Sie als Innungsobermeisterin eine Aussage dazu treffen, welche Auswirkungen die Corona Krise auf die Anzahl der Auszubildenden hat?

Becker // Es hat leider sehr deutliche Auswirkungen. Wir haben aktuell einen Rückgang von 30 Prozent der Auszubildenen zum Ausbildungsstart vom  1.September 2020 festgestellt. Was natürlich in einem handwerklichen Beruf schon starke Folgen hat.

f79 // Wie hoch schätzen Sie das Infektionsrisiko während eines Friseurtermins ein?

Becker // Durch das gut ausgearbeitete Hygienekonzept schätze ich das Infektionsgeschehen sehr gering ein. Wir halten so gut es geht den Sicherheitsabstand ein, desinfizieren alles nach jedem Kunden und tragen zu jeder Zeit eine medizinische Maske. Viele Friseurläden haben sich mit einem Hepa 13-Filter und UV-Filter-Luftreinigern ausgestattet, um das Infektionsrisiko zu verringern. Jeder Kunde muss vor jedem Haarschnitt seine Hände desinfizieren und ein Formular ausfüllen. So wird jeder Kunde von uns registriert, um im Falle einer Infektion die Infektionskette im Laden verfolgen zu können.

f79 // Während des Lockdowns haben Friseure auch unter der Hand Haare geschnitten. Wie finden Sie das?

Becker // Das geht meiner Meinung nach gar nicht. Wir wollten alle so schnell es geht wieder öffnen. Nur wenn sich alle an die Maßnahmen halten, können die Infektionszahlen fallen. Was zur Folge hätte, dass alle wieder öffnen dürfen und wir ein halbwegs normales Leben leben können.

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