„Für 20.000 Euro zu haben“ f79 – das Jugendmagazin | 01.12.2017 | Till Neumann

Möbel, Modelle, Marionetten. Mit dem Slogan haben Jungmeister der Handwerkskammer Freiburg im November ihre Arbeiten in der Meckelhalle des Sparkassen-FinanzZentrums ausgestellt. Unter den „Künstlern“ waren auch Schreiner Nicholas Nienaber und Konditorin Wiebke Hermann. Der US-Amerikaner hat eines der spektakulärsten Ausstellungsstücke gebaut. Seine Kollegin wird als „absoluter Star“ gefeiert.

Edel sieht sie aus, die schwarze Ledercouch, die fast einen Monat lang in der Meckelhalle an der Kaiser-Joseph-Straße zu bestaunen war. Das Meisterstück von Nicholas Nienaber kann mehr als auf den ersten Blick zu erkennen. „Die Couch hat eine Fernbedienung, das Fußteil kann man ausfahren”, erklärt der 25-Jährige. Als Schreiner hatte er drei Wochen Zeit, um sie zu bauen. Und machte das mit Bravour: Die Couch wurde mit einer Eins benotet, berichtet er.

Damit nicht genug: Das Möbelstück bietet Schubladen, um Dinge zu verstauen. „Zum Beispiel eine Minibar für die Couch-Potatoes”, sagt Nienaber und lacht. Der gebürtige US-Amerikaner hat sie derzeit im Büro bei der Schreinerei Hermann in Emmendingen stehen. Seine Wohnung ist zu klein dafür. Bis September 2018 will er noch in Deutschland bleiben. Dann geht’s möglicherweise zurück in die Heimat Kansas. „Die Couch nehme ich mit”, erzählt er.

Also unverkäuflich? „Für 20.000 Euro wäre sie zu haben”, sagt der frischgebackene Meister. Fast genauso wertvoll findet er das Duale System in Deutschland. In den USA gebe es so etwas nicht. Für ihn ein Manko. Sein Traum wäre, dazu beizutragen, dass die Vereinigten Staaten etwas Vergleichbares einführen. Große Chancen sieht er dafür aber nicht. Ein anderer Plan steht dafür: In den Staaten möchte Nienaber sich selbstständig machen.

Vom eigenen Betrieb träumt auch Wiebke Hermann. Die 26-Jährige ist frischgebackene Konditormeisterin und ebenfalls bei der Ausstellung vertreten. Doch von ihren Arbeiten gab’s bei der Ausstellung nur Fotos, denn den aufwendig gezauberten Buffettisch ihrer Meisterprüfung kann man nicht einfach in eine Halle stellen. Also präsentierte sie digitale Bilder ihrer kleinen Kunstwerke.

„Sie ist ein absoluter Star”, schwärmte Wolfram Seitz-Schüle, Geschäftsführer der Handwerkskammer Freiburg, bei der Vernissage zur Ausstellung. Das kommt nicht von ungefähr: Hermann hat in Belgien als Patissier in einem Drei-Sterne-Restaurant gearbeitet und will ihr eigenes Geschäft aufmachen. Zudem ist die Konditorin beste Jungmeisterin 2017 der Handwerkskammer Freiburg.

„Wenn ich etwas mache, muss es perfekt sein”, sagt sie und strahlt. Derzeit arbeitet Hermann am Businessplan für ihre Patisserie. Bis zur Selbstständigkeit ist sie im Gasthaus der Eltern in St. Märgen angestellt. Das Ziel ist aber klar: ein eigener Laden in der Region. Bei der Ausstellung dabei gewesen zu sein, finden Nicholas Nienaber und Wiebke Hermann toll. Vor allem auch, um die Werke der anderen zu entdecken, sagt die Konditorin. Die Couch in die Halle zu bringen, sei kein Leichtes gewesen, ergänzt der Schreiner. Wenn sie anderen helfe, sich fürs Handwerk zu begeistern, habe sich der Aufwand aber dicke gelohnt. Sparkassen-Chef Bernd Rigl fasstzusammen: Was hier zu sehen ist, sei wahrlich meisterhaft.

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