„Da passieren coole Sachen“: Duales Studium im gehobenen Dienst beim Zoll Job & Karriere | 14.06.2019 | Till Neumann

Einen klassischen Quereinstieg hat Nils Multhauf hingelegt: Nach dem Abi studierte der 25-Jährige Wirtschaftsinformatik in Ulm. Dann wechselte er zum Zoll. Im Vergleich zu früher kann Nils heute sagen: „Ich stehe jeden Tag mehr hinter den Sachen, die ich mache.“

Zum Zoll hatte der sportliche Mann früher keine Berührungspunkte. Er saß im Hörsaal und paukte Wirtschaftsinformatik in Ulm. Doch nach der perfekten Wahl fühlte sich das nicht an. Noch im Grundstudium entschied er sich für einen Wechsel. Fündig wurde er bei der Suche im Internet: Dort stieß er auf den Zoll. Beim Hauptzollamt Lörrach machte Nils zunächst eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich.

Die hat er mittlerweile abgeschlossen und die nächste Stufe erklommen. Nils ist seit knapp zehn Monaten in der Ausbildung im gehobenen Dienst. Drei Jahre dauert dieses duale Studium mit einem Wechsel aus Praktika in Einsatzbereichen des Zoll und Studienabschnitten.
Den ersten davon hat Nils schon absolviert. Ein halbes Jahr lang dauerte das Grundstudium in Münster (Nordrhein-Westfalen). 500 Leute tummelten sich auf dem Campus, doch die Kursgrößen waren human, berichtet Nils. „Ich hatte schon vorher gehört, dass das dort mit die beste Zeit der Ausbildung wird“, erzählt er. Denn neben den intensiven Kurs- und Lerneinheiten bleibt ausreichend Zeit für Freizeitaktivitäten.

Auf dem Programm stehen Staatsrecht, Politik und Jura. Aber auch VWL und BWL sowie sozialwissenschaftliche Inhalte werden gepaukt. „Wie soll man das alles schaffen?“, frage man sich da manchmal. Doch die Betreuung sei gut. Und bei einer Probeklausur könne man sich mit den Anforderungen vertraut machen. „Es wird sich um einen gekümmert“, sagt Nils. Beim Studium an der Uni musste er selbstständiger sein.

Vier Prüfungen schrieb er am Ende des Grundstudiums. Und bestand mit Bravour. Seitdem lernt er die Praxis der Zollarbeit kennen. Bei der Zollabfertigung in Rheinfelden begleitete er Kollegen bei der Kontrolle von eingeführten Waren. Transportiert werden da beispielsweise Maschinenteile, Unterwäsche oder Abfälle. Aufgabe der Zollbeamten ist zu prüfen, ob alles ordentlich deklariert ist.

Immer wieder sieht man dabei auch seltene Güter. Ein Panzer aus privater Hand sollte beispielsweise über die Grenze gebracht werden. Genau wie gigantische Pistenbullys oder riesige Betonteile. „Da passieren coole Sachen“, sagt Nils. Spannend und abwechslungsreich findet er die Aufgaben. Wichtig war Nils, einen Beruf zu finden, mit dem er sich identifizieren kann. Beim Zoll hat er dieses Gefühl: „Jeden Tag ein bisschen mehr“, sagt der Azubi.

Durchhaltevermögen und Ehrgeiz seien zwar gefragt – gerade in der Theoriephase. Doch sich durchzubeißen, zahle sich aus. In der Regel werden Absolventen beim Zoll übernommen. In welchem Bereich er dort später arbeiten möchte, ist noch offen. Die Vielfalt gefällt ihm. „Schreibtisch bis Außendienst, Unternehmensprüfung bis Schwarzarbeit.“ Eilig hat er es mit der Entscheidung nicht. „Ich bin ja noch ein paar Jahre hier.“

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