Abi in der Tasche, was nun? Wie Schüler*innen den passenden Weg finden Jobstarter | 30.03.2022 | Nathalie Baumgartner

Fernweh: Manche wollen nach dem Abitur erstmal die Welt entdecken.

Der Schulbabschluss stellt junge Menschen vor eine große Entscheidung: Wie soll mein Leben weitergehen? Eine Expertin erzählt, welche Möglichkeiten es gibt und was man nicht tun sollte. Zwei Abiturientinnen aus Freiburg berichten von ihren Plänen.

Deborah Schmieder

Hat konkrete Pläne: Deborah Schmieder will nach dem Abi erst mal jobben und reisen.

Nur noch wenige Wochen, dann ist das Abi geschafft. Doch was dann? Ein Studium bietet an Universitäten, Fachhochschulen und Dualen Hochschulen je nach Wahl mehr Praxis- oder Theorieanteile. Zusätzlich gibt es die duale Ausbildung in Kooperation mit einem Arbeitgeber. Oder die Möglichkeit, eine schulische Ausbildung zu absolvieren. Wer nicht direkt loslegen will, kann ein Überbrückungsjahr machen – zum Beispiel in Form von Auslandsaufenthalten oder Freiwilligendiensten. Solche Einsätze können auch die Chancen auf bestimmte Studien- oder Ausbildungsplätze verbessern.

Viele entscheiden sich für ein solches Gap Year. So auch die 19-jährige Deborah Schmieder, die gerade am Wentzinger-­Gymnasium Freiburg ihr Abitur macht: „Danach habe ich vor zu reisen und etwas zu jobben, bevor ich eine Ausbildung zur Operationstechnischen Assistentin machen möchte. Anschließend will ich Geld verdienen und eine Ausbildung zur Tätowiererin machen, um später ein eigenes Tattoostudio zu eröffnen.“

Tests ja, aber mit Beratung

Annika Mergelsberg

Berät: Annika Mergelsberg

Bei der Zukunftsplanung kann die Bundesagentur für Arbeit Unterstützung bieten. Schüler*innen können sich im Berufsinformationszentrum (BiZ) eigenständig informieren. Online-Tools wie der Chek-U-Test können ebenso hilfreich sein. „Es ist jedoch sehr zu empfehlen, die Ergebnisse danach zu einem Beratungsgespräch mitzubringen, damit wir das gemeinsam interpretieren können“, sagt die Freiburger Studien- und Berufsberaterin Annika Mergelsberg.

Sie und ihre Kolleg*innen sind regelmäßig an Schulen, um Stärken, Interessen und Fähigkeiten der Schüler*innen herauszuarbeiten. Mergelsberg betont: „Der Prozess der Berufswahl ist zunächst eine innere Suche: Wer bin ich? Und was will ich eigentlich?“

Die innere Suche hat auch der 18-jährigen Julia Kalt bei ihrer Entscheidung geholfen. Momentan befindet sich die Schülerin mitten in den Vorbereitungen auf die Abiturprüfungen an der Edith-Stein-Schule in Freiburg. Ihr Schwerpunkt liegt auf Agrarwissenschaften.

„Nach meinem Abitur beginne ich eine Lehre als Winzerin in einem Weingut“, erzählt Julia. Sie habe sich schon immer gewünscht, einen Job im Freien zu haben und sich dabei körperlich zu betätigen. Durch die Schule ist sie auf das Thema Weinbau gekommen: „Darüber habe ich mich dann durch Freunde, Bekannte und Lehrer weiterinformiert.“

Praktische Erfahrungen sind gewünscht

Julia Kalt

Julia Kalt will eine Lehre als Winzerin machen.

Mergelsberg zufolge hat die Pandemie die Unsicherheit bei vielen Schüler*innen verstärkt, sich für etwas Falsches zu entscheiden. „Viele Abiturient*innen möchten ihre Entscheidung auf eine praktische Ersterfahrung stützen“, sagt sie. Doch das war in den vergangenen zwei Jahren oftmals nicht möglich. Umso mehr liegt es im Interesse der Bundesagentur für Arbeit, auf die Schüler*innen zuzugehen: „Wir haben aktiv versucht, so schnell wie möglich wieder mit unseren Partnerschulen in Kontakt zu treten, sodass niemand sich allein gelassen fühlt“, sagt Mergelsberg.

Sollte man während des Studiums oder der Ausbildung doch merken, dass das nichts für einen ist, sei das kein Grund zur Sorge: „Man darf da nicht aufgeben, sondern sollte besser herausfinden: Was sind die Parameter, die mich nicht glücklich machen? Ist es das Fach? Ist es der Ort?“, rät Mergelsberg. Vielleicht stelle man auch fest, dass studieren nichts für einen ist. Dann wäre eine Ausbildung eine Alternative.

Wichtig sei, nach dem Abitur nicht rumzusitzen. Das sei der erste Moment, in dem die jungen Menschen sich selbst für den weiteren Verlauf ihres Lebens entscheiden müssen. Befassen sie sich vorerst nicht mit der Berufswahl, könne es herausfordernd sein, wieder ins Laufen zu kommen: „Lieber etwas wie einen Ferienjob oder ein Überbrückungsjahr organisieren, sodass man einen Plan hat. Pläne kann man immer wieder ändern.“

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