Glatt gelogen! – Was Personaler misstrauisch macht Jobstarter | 14.06.2025 | Amelie Breitenhuber (dpa)

Strichmännchen mit langer Nase.

Sich im besten Licht darstellen – das versucht im Bewerbungsgespräch jeder. Personaler merken aber, wenn es jemand mit der Wahrheit nicht so genau nimmt – diese Dinge wirken verdächtig.

Authentisch, kompetent und ehrlich – so möchten wir gerne im Vorstellungsgespräch wahrgenommen werden. Wer aber an der ein oder anderen Stelle etwas dick aufträgt, dem stellen sich Fragen wie: Wann erweckt man den Eindruck, im Bewerbungsgespräch Lügen zu erzählen? Bei welchem Verhalten werden Personaler hellhörig?

Auf eines sollte man laut Joern Kettler, Autor des Buches „Nichts als die Unwahrheit! Der Code hinter der Lüge“, nicht zu viel Wert legen. Und zwar die Körpersprache, die vermeintlich Lügen verrät. „Der Mythos, dass das Verschränken der Arme Abneigung oder Desinteresse anzeigt, ist falsch“, so der Autor. Vielmehr sei das in der Regel ein Zeichen der Abschottung – was darauf hindeuten kann, dass der Gesprächspartner sich intensiver auf das Gespräch konzentriert. „Ein Wunschsignal also.“

An Ohren und Nase berühren – auffällig oder ganz normal?

Auch Selbstberührungsgesten, etwa wenn eine Bewerberin sich an der Nase kratzt, ein Kandidat ständig an seinem Bart spielt oder sein Ohr berührt, werden oft als Zeichen für mögliche Lügen genannt. Kettler zufolge ist das ein Gerücht. „In Wirklichkeit deuten diese Gesten lediglich auf Stress hin, was in einem Vorstellungsgespräch normal ist.“ Wichtig: Ein einzelnes Körpersprache-Element sollte niemals als alleiniger Beweis für Unehrlichkeit gewertet werden, rät der Autor.

Auswendig gelernt – das kann auf Lügen hinweisen

Was hingegen auffällig wirken kann: „Lügner lernen ihre Geschichten in der Regel auswendig“, so Kettler, der auch als Trainer und Berater tätig ist. Heißt: Wer auch auf herausfordernde Nachfragen ohne Wortwiederholungen oder Füllwörter antwortet, macht Recruiter unter Umständen misstrauisch. Es sei ganz normal und ein Zeichen dafür, dass jemand die Wahrheit sagt, wenn Bewerberinnen und Bewerber bei schwierigen Aufgabenstellungen im Gespräch etwa anfangen zu stottern oder Füllwörter verwenden und gestresst wirken. Das könnte laut Kettler wie folgt ablaufen: Der Interviewer lässt den Bewerber seinen Lebenslauf in der von ihm gewünschten Reihenfolge erzählen und stellt zu jedem Punkt im Lebenslauf, den der Bewerber im Gespräch nennt, ein bis zwei tiefgehende Fragen. Dann lässt der Interviewer den Lebenslauf rückwärts erzählen und stellt erneut dieselben Fragen. „Sollte der Bewerber den Lebenslauf ohne Wortwiederholungen und Füllwörter vortragen können, dann ist es eher ein Hinweis darauf, dass es auswendig gelernt ist. Das jedoch tue ich nur, wenn ich mich vorbereite, zu lügen“, so Kettler.

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