Know-how am Bett: Pflegewissenschaft verbindet Theorie und Praxis Job & Karriere | 24.03.2020 | Till Neumann

Pendelt zwischen Klinik und Hörsaal: Student Julian Feigl.

Eine Ausbildung und ein Studium – auf einen Schlag. Das bietet das duale Studium Pflegewissenschaft. Die Uni Freiburg bietet damit eine seltene Kombination, die neue Wege eröffnet. Dafür entschieden hat sich Julian Feigl.

Es gibt Pflegekräfte. Es gibt Ärzte. Die einen sind Experten für Krankheit, die anderen für den Umgang damit. Der Bachelorstudiengang Pflegewissenschaft schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Er zielt auf beides ab.

Julian Feigl hat sich dafür entschieden. Nach dem ersten Jahr seiner Ausbildung zum  Pflegefachmann (früher  Gesundheits- und Krankenpflege/Kinderkrankenpflege) startete er zusätzlich ein Studium in Freiburg. Jetzt ist er im 3. Semester und hat die Wahl kein bisschen bereut.

„Mir macht das viel Spaß“, sagt Julian. Gerade kommt er von einer Vorlesung in Recht und ist vor allem Student. Drei Monate lang geht die Phase am Institut für Pflegewissenschaft. Dann zieht er für sechs bis acht Wochen wieder den weißen Kittel an und lernt an der Uniklinik die praktische Arbeit kennen.

Ein Wandeln zwischen zwei Welten. „Der Wechsel klappt gut“, sagt Julian. Was er an Theorie lerne, könne er im Klinikalltag umsetzen. Ein weiterer Vorteil: Er verdient als Student schon Geld.

Zehn Stationen hat Julian bisher kennen-gelernt. Sein Luxusproblem: „Mich interessiert alles.“ Favoriten hat er dennoch ausgemacht: die Intensivstation und die Psychiatrie. Dort sei mehr Zeit für Patienten als beispielsweise in der Chirurgie. Da war er schon vor der Ausbildung als Hilfskraft und fand: Das ist zu viel Hinterherarbeiten und zu wenig Eigeninitiative.

Julian will pflegen und gestalten. „Wissenschaft ans Patientenbett bringen“, nennt er das. Im Alltag merkt er: Pflegekräfte haben den Ruf, „Bettpfannenträger“ zu sein. Er ist überzeugt: „Wir können so viel mehr.“

Im Studium hat er hin und wieder auch Veranstaltungen mit Medizinstudierenden. Dabei merkt er, dass deren Fachsprache sich von jener der Pflegekräfte unterscheidet. Da in den Kliniken eng zusammengearbeitet wird, fände er es gut, noch mehr Kurse mit angehenden Medizinern zu haben. So könne man sich noch besser kennenlernen und vielleicht auch zeigen: Pfleger können ja mehr als gedacht.

Ideen, den Pflegeberuf zu verbessern, hat Julian viele. Er hofft, dass sich Pflegerinnen und Pfleger mehr zutrauen. Und mehr zugetraut bekommen. Mit größerer Verantwortung und mehr Befugnissen könnten sie zum Beispiel in der Notaufnahme Ärzte entlasten.

Für den Blick über den Tellerrand war er gerade in Norwegen. Bei dem sechswöchigen Erasmus-Aufenthalt stellte er fest: Die Personallage dort ist entspannter als hier. Obwohl er kaum Norwegisch konnte, hat er vor Ort viele Eindrücke gesammelt.

Sich den Umständen anzupassen, ist er damit gewohnt. Bei den vielen Wechseln zwischen Theorie und -Praxissicher ein Vorteil. Zumal auch in der Pflege gilt: Man weiß nie, was als Nächstes passiert.

 

Pflegewissenschaft

Dauer:
3 Jahre (Bachelor of Science),
2 Jahre für Studierende mit abgeschlossener Pflegeausbildung
Studienstandort: Uni Freiburg
Voraussetzungen: Abitur, Fachabitur (fachgebundene Hochschulreife) oder Fachhochschulreife und Deltaprüfung; auch Hochschulzugang für Berufstätige ohne Abitur möglich; bei Studienbeginn zudem mindestens ein Jahr der Ausbildung zur / zum Pflegefachfrau / Pflegefachmann (m/w/d)
Bewerbungszeitraum fürs Studium: jährlich 1. Juni bis 15. Juli
Mehr zum Studium: www.pflegewissenschaft.uni-freiburg.de
Mehr zur Berufsausbildung: www.akademie.uniklinik-freiburg.de

 

Foto: © Till Neumann