Zwei Wege, ein Ziel: Pflegewissenschaft kombiniert Ausbildung und Studium Job & Karriere | 03.03.2019 | Till Neumann

Oft stellt sich die Frage, was besser zu einem passt: Studium oder Ausbildung? Wer sich für Pflegewissenschaft entscheidet, macht beides parallel. Gunda Linder hat diesen Weg gewählt. Die 22-Jährige ist im dritten Ausbildungsjahr in Freiburg – und trotz intensiver Phasen rundum zufrieden.

„Eigentlich habe ich einen Ausbildungsberuf immer ausgeschlossen“, sagt Gunda. Doch es kam anders: Nach dem Abi in Ulm machte sie auf Hawaii ein Au-pair, dann ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Rettungsdienst in Ulm. Beides bestärkte sie, doch eine Ausbildung zu machen: in der Kinderkrankenpflege.

Also zog sie nach Freiburg und begann ihre Ausbildung an der Uniklinik. Kurze Zeit später stieß sie auf den Bachelorstudiengang „Pflegewissenschaft“. Der ermöglicht, Ausbildung und Studium zu kombinieren. Nach dem ersten Jahr als angehende Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin schrieb sie sich an der Uni Freiburg ein.

Das Programm verbindet damit Wissenschaft und Berufspraxis: Während der Vorlesungszeiten ist Gunda Studentin, in der vorlesungsfreien Zeit arbeitet sie in der Praxis auf Stationen der Uniklinik.

Das Programm ist intensiv: „Wir haben wenig Pausen. Wenn andere Ferien haben, arbeiten wir“, erzählt die junge Frau mit den blonden Haaren. In der Klinik hat sie Spät- und Frühdienste, wird mit Schicksalsschlägen kranker Kinder konfrontiert. Dennoch hat sie ihre Wahl keine ­Sekunde bereut: „Die Kombination lohnt sich auf jeden Fall“, sagt Gunda. Gerade auf der Station merkt sie, dass sie viel lernt: „Man hat einfach mehr Ahnung.“

Von befreundeten Kommilitoninnen, die einen Master in einem ähnlichen Bereich machen, wird sie sogar beneidet: „So viel Patientenkontakt haben viele andere nicht, die Theorie kann ich in der Klinik direkt anwenden“, sagt Gunda. „Es ist einfach etwas anderes, das, was man lernt, in der Praxis zu erleben.“

Im Einsatz war sie bisher unter anderem in der ambulanten Pflegehilfe, in der Psychiatrie und der Onkologie, der Station für krebskranke Kinder. Dort betreut sie Patienten, misst beispielsweise, wie viel Flüssigkeit sie benötigen. „Da hat man viel Verantwortung, macht sich oft Gedanken, um nichts zu vergessen“, erzählt Gunda.

Mit einem Todesfall ist sie in der Klinik noch nicht konfrontiert worden, aber mit viel Leid und Trauer. „Ein bisschen was nimmt man immer mit nach Hause, es darf einfach nicht zu viel werden“, sagt sie. Bisher bekomme sie das gut hin. Im Studium werden ihr als Hilfe in solchen Fällen Bewältigungsstrategien beigebracht. Auch Supervision steht auf dem Stundenplan.

Als eine von 19 Studierenden der Pflegewissenschaft in ihrem Jahrgang hat sie sich für die Kombination mit einer Ausbildung entschieden. Im Sommer wird sie diese abschließen. Dann bleibt noch ein Jahr Studium. Und danach? „Ich will auf jeden Fall einen Master machen – am liebsten berufsbegleitend“, sagt Gunda. Möglichkeiten neben der Pflegewissenschaft habe sie viele: Pädagogik, Pflegemanagement, Psychosoziale Beratung …

Neben dem Studium engagiert sich Gunda in der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) der Uniklinik Freiburg. Sie kennt die aktuelle politische Lage rund um den Pflegenotstand und ist eher optimistisch: „Es verändert sich etwas zum Guten – in kleinen Schritten.“

Mit ihrer Kombination aus Studium und Ausbildung hat sie später einmal die Möglichkeit, nicht nur direkt Menschen in der Pflege zu helfen, sondern auch neue Wege zu finden, wie ihre Berufgruppe besser aufgestellt werden kann.

www.pflegewissenschaft.uni-freiburg.de

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