Ein einmaliges Erlebnis: Hautnah dabei als Volunteer beim Final4 in Köln News & Trends | 01.09.2018 | Isabel Barquero

Events wie eine Fußball-WM oder ein Tennisturnier brauchen viele Helfer. Für junge Menschen ist das die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen: Als Volunteer bekommt man zwar kein Gehalt, aber Einblicke in Bereiche wie Pressearbeit oder Eventmanagement. f79-Autorin Isabel Barquero hat so das Final4-Handballturnier in Köln erlebt. Und traf ganz nebenbei Weltstars.

Jedes Jahr trifft sich die Elite des europäischen Klubhandballs beim Velux EHF Final4 in Köln. Auch 2018 gab es zwei Tage lang Handball auf höchstem Niveau. Als Hobby-Handballerin war das für mich die Gelegenheit, hautnah dabei zu sein. Nach meiner Online-Bewerbung bekam ich den Zuschlag: Als Ansprechpartnerin und Koordinatorin in der Mixed Zone für das Fernseh-Team ging’s gespannt nach Köln.

Mein Abenteuer als Volunteer beginnt am Freitag mit einem Meeting. Sofort erhalte ich meine Volunteers-Bekleidung. Im Teambüro lerne ich meinen Partner Daniel kennen. Alle Verantwortlichen, darunter der EHF-Marketing-Chef für TV und Media, stellen sich vor. Zuständig für uns sind die beiden Super visors José und Fran. Mein Team besteht – bis auf Daniel – fast nur aus Spaniern. Glücklicherweise spreche ich deren Sprache fließend.

Die erste Aufgabe: Im Pressebereich platzieren Daniel und ich Schilder für die Medienteams. Schnell merke ich: Klebeband und Schere werden tägliche Begleiter sein. Wir kleben sämtliche Kabel in Feldnähe ab und machen nahezu jede Kante „kindersicher“.

Der Weg ins Büro wird zur Herausforderung: Die Gänge der Lanxess Arena sind verwirrend. Immer wieder lande ich am falschen Ort. Im Office dann die nächste Aufgabe: Medien-Leibchen nach Nummern sortieren. Deren Farben zeigen, welche Rechte ein Kameramensch hat und wo er filmen darf.

In der Media Area haben wir einen kleinen Stand. Dort verteilen wir die Leibchen an die Journalisten. Improvisation ist gefragt, da die Liste der Kamerateams unauffindbar ist. Während Daniel die Stellung hält, fungiere ich als Assistentin für José und Fran. Wir plaudern über die Presse- und Sportwelt. Mir werden etliche Funktionäre und Medienleute vorgestellt. Zum Abschluss gibt es eine Eröffnungsfeier mit den Mannschaften und Fans.

Am Samstag geht es um 9 Uhr los: Die Mixed Zone muss in Bereiche eingeteilt werden. So wissen die Journalisten, wo sie mit ihren farbigen Leibchen hin sollen. Auch am Stand ist einiges los. Am schwersten ist die Kommunikation mit den französischen Medien. Sie bilden die Mehrheit vor Ort, drei von vier Teams im Final4 sind aus Frankreich.

Für das erste Halbfinale müssen Daniel und ich uns aufteilen. Dadurch verpasse ich den Eröffnungstanz, werde aber mit einer unglaublichen zweiten Halbzeit belohnt. Der Underdog aus Nantes überragt gegen die Weltauswahl aus Paris um Karabatic´, Hansen und Gensheimer. Der deutsche Spieler Dominik Klein jubelt immer zu den Fans. Gänsehaut.

Hautnah: Die Trophäe in der Media Area.

Nach 60 Minuten steht Nantes als erstes Final-Team fest, plötzlich herrscht Ausnahmezustand. Die Mixed Zone bebt, es wird hektisch. Alle wollen Interviews. Die Security, José und Fran sorgen für Ordnung, ich bin zuständig für das Abschirmen der kantigen Werbetafeln. Die Spieler laufen reihenweise hautnah an mir vorbei. Wahnsinn.

Beim zweiten Halbfinale sind wir von Anfang an zu zweit. Die Erfahrung des ersten Spiels macht uns gelassener. So können wir die Partie mehr genießen. Einzige Ablenkung: Mein Lieblingshandballer aus Jugendzeiten, Alberto Entrerríos, Co-Trainer von Nantes, sitzt auf den Spieler- und Betreuerplätzen. Das Spiel ist ein absoluter Nervenkitzel, Montpellier erzielt erst wenige Sekunden vor Schluss das entscheidende Tor.

Der Sonntag beginnt erst um 11 Uhr. Dann die Hiobsbotschaft: Daniel ist krank. Das heißt, mehr Aufgaben und Verantwortung für mich. Aber auch mehr Eindrücke und Erlebnisse. Nach dem Spiel um Platz drei besuche ich die Pressekonferenz. Abgerundet wird der Finaltag mit einem musikalischen Highlight. Vor den Matches spielt die US-Band „Welshly Arms“.

Bei der Siegerehrung ist die Anspannung deutlich zu spüren. Aber es verläuft alles nach Plan. Während Montpellier den Triumph über Nantes feiert, läuft im Hintergrund alles auf Hochtouren. Die Damen mit den Medaillen stehen bereit, die wertvolle Trophäe wird in einem Koffer transportiert. Alle Journalisten wollen Bilder von den Siegern.

Meine Tätigkeit als Volunteer endet mit der Annahme der zurückgegebenen Leibchen. Ich bin erleichtert, aber auch ein wenig traurig, dass es vorbei ist. Mein Lächeln im Gesicht war selten so groß wie in diesem Moment.

Volunteer

Wer als Volunteer beim Final4 2019 in Köln dabei sein will, kann sich ab Oktober auf www.ehfcl.com bewerben. Voraussetzungen: mindestens 18 Jahre alt, fließend Deutsch und gutes Englisch. Für die Tätigkeit gibt keine finanzielle Vergütung.