Lautlos feiern: Freiburger Silent Discos sind mehr als stille Partys News & Trends | 25.01.2019 | Sophia Sarcoli & Deborah Schmieder 

Menschen tanzen mit bunt leuchtenden Kopfhörern. Doch man hört keine Musik. Nur wer sich die kabellosen Festival-Kopfhörer leiht, kann in die Welt der Silent Disco eintauchen. Wer das probiert, erfährt, wie in der Stille der Nacht ein friedlicher Outdoor-Dancefloor entsteht. Offen für alle, zu hören nur für die Feiernden.

Der Eintritt zum „New Heart Festival“ ist kostenlos, getanzt wird im Freien. Mal bei Tageslicht, mal in der Dunkelheit. Nicht jeder hört dabei die gleiche Musik: Die Kopfhörer bieten drei Kanäle, jeder wählt, was er möchte. Nur die LEDs verraten dem Zuschauer, welcher Sender läuft. Ein lautloses, familienfreundliches Spektakel, das viele Zuschauer verblüfft.

Das Festival-Equipment transportiert Nathan auf drei Rädern. Sein knallgrünes Fahrrad hat er dafür ausgebaut. Hinter dem Sitz hat er eine große Holzkiste, geschmückt mit einem rosafarbenen Windrad. Solarzellen auf dem Dach der Kiste liefern den Strom für das E-Bike.

Entspannt geht es auf den Festivals zu: Statt Alkohol wird an einem kleinen Foodtruck mit Lichterketten kostenloser Chai-Tea verteilt. Auf einem bunten Banner steht „Nächstenliebe“. Seifenblasen fliegen durch die Luft. Finanziert wir das Ganze über Spenden. So kann das Festival an wechselnden Orten in Freiburg steigen. Es war schon am Seepark, auf dem Stühlinger Kirchplatz oder am Kanonenplatz. Auch am Opfinger oder auf dem Platz der Alten Synagoge hat das „New Heart Festival“ Menschen zum Tanzen gebracht.

Nathan Thurlow ist in einem kleinen australischen Dorf aufgewachsen. Mit 18 machte er sich auf und davon, zog 15 Jahre durch die Welt. Er lebte nach dem Motto „Sex, Drugs, Rock ’n’ Roll“, suchte seine Bestimmung. Glücklich machte ihn das nicht. In einer schwierigen Lebensphase – er hatte gerade eine Trennung hinter sich – kam ihm vor ungefähr dreieinhalb Jahren die Idee zum Festival. So fand er seinen Weg zu Gott, wie Nathan in seiner Freiburger Wohnung erzählt.

Teilt gerne: Partymacher Nathan Thurlow.

„Ich war ein großer Skeptiker, was Religionen angeht, und betrachtete die Bibel als ein böses Buch“, sagt Nathan. Mittlerweile habe er eine sehr enge Beziehung zu Jesus und Gott. „Ich glaube an die bedingungslose Liebe und bin dankbar dafür“, sagt der Mann mit den langen blonden Haaren.

Deutsch spricht er nicht fließend, Interviews gibt er daher auf Englisch: „God gave me the idea for the festival“, erzählt Nathan. Das sei der Wendepunkt zum Guten gewesen: „I felt a spark of life coming into my heart like fire of love and hope actually.” In dieser Nacht sei das Festival geboren worden.

Zusammen feiern, tanzen und Tee trinken – darauf kommt es Nathan an. Er will Menschen zeigen, dass man auch ohne Drogen und Alkohol Spaß haben kann. So soll anderen Gottes Liebe nähergebracht werden, damit sie diese ebenfalls weitergeben können. Für den Australier hängt im Leben alles zusammen: „We love because we’ve been loved first.“

www.newheartfestival.com

Fotos: © Béla Namyslik