Schnaps, nein danke: Jugendliche trinken weniger f79 – das Jugendmagazin | 08.04.2019 | Julia Holz & Ann-Sophie Bannwarth

Ob Mischgetränke, Bier oder Wein. Alkohol wird oft selbstverständlich getrunken. Doch wie viel trinken deutsche Jugendliche wirklich? Das f79 hat eine Umfrage bei 13- bis 20-Jährigen in Freiburg gemacht und Studien ausgewertet. Ihr Fazit: Die Lage wird besser, ist aber längst nicht rosig.

Die gute Nachricht zuerst: Laut dem Drogen- und Suchtbericht 2018 der Bundesregierung ist der Konsum von Alkohol in den letzten 40 Jahren stark zurückgegangen. Auch für Jugendliche ist die Tendenz positiv: Rund jeder Zehnte von 13 bis 17 Jahren trinkt einmal pro Woche Alkohol. Die Langzeitstudie KIGGS des Robert-Koch-Instituts zeigt, dass 2018 rund die Hälfte der 11- bis 17-Jährigen schon Alkohol getrunken haben. Zehn Jahre früher lag diese Zahl noch bei 64 Prozent. Die KIGGS-Studie mit 12.000 Jungen und Mädchen, zeigt: Sieben Prozent der Befragten haben schon exzessiv getrunken. Zehn Jahre vorher waren es zwölf Prozent, also rund doppelt so viele.

Doch nicht alle Ergebnisse sind Grund für Optimismus: Eine Erhebung des Statistischen Bundesamts zeigt, dass die Folgen des Rauschtrinkens drastisch sind. 2016 landeten 22.300 Patienten von 10 bis 20 Jahren mit einer Alkoholvergiftung in der Klinik. Im Vorjahr waren es zwei Prozent weniger.

Hilft bei Problemen: Christoph Weber

Eine f79-Umfrage mit 125 Jugendlichen im Alter von 13 bis 20 Jahren im Raum Freiburg bringt ein überraschendes Ergebnis: 55 Prozent der befragten Frauen trinken Alkohol, bei den Männern sind es nur 45 Prozent. Frauen trinken demnach mehr als Männer. Trotzdem nutzen laut Christoph Weber deutlich mehr Männer als Frauen die Beratungsstelle der Drogenghilfe Freiburg. Woran das liegt? „Frauen haben einen anderen Umgang mit Sucht oder ihrem Konsumverhalten.“

Weber bestätigt den rückläufigem Alkoholkonsum bei Jugendlichen: In den vergangenen bei Jahrzehnten seien die Fälle von Alkoholmissbrauch zurückgegangen. Seit der großen Alkoholwellt von 1990 sei es weniger geworden.

Auch das Umfeld spielt beim Alkohol-Konsum eine Rolle, sagt Weber, der seit 20 Jahren bei der Drogenhilfe arbeitet. „Teenager, die in einer Familie mit Alkoholproblem aufwachsen, haben eine größere Abneigung gegen Alkohol als Gleichaltrige.“ Das führe dazu, dass sich betroffene Jugendliche oft ausgegrenzt oder ungewollt fühlen, da sie sich nicht am allgemeinen Besaufen beteiligen wollen. „Diese Jugendlichen suchen oft Anerkennung mit Hilfe anderer Drogen wie zum Beispiel Cannabis“, berichtet Weber. Im Allgemeinen bemerkt er eine Zunahme beim Konsum von Cannabis.

Webers Nachricht an die Jugend: Man soll sich den Gefahren von Alkohol bewusst sein und reflektiert beziehungsweise kontrolliert damit umzugehen. Alkohol lockere zwar oft die Stimmung und man komme mehr aus sich heraus. Dennoch sei es nicht zum Nachteil, sich im Voraus zu informieren. Also einfach bei der nächsten Party mit Verstand trinken.

Info

Hilfe für Betroffene

Wer Probleme oder Fragen zu Sucht und Drogen hat, kann sich an die anonyme bundesweite Hilfsstelle der Drogehilfe wenden. Unter der Nummer 01805 31 30 31 findet man dort Ansprechpartner. Die Deogenhilfe Freiburg bietet auch vor Ort Unterstützung. Im Kontaktladen in der Faulerstraße 8 kann man sich auch direkt Hilfe suchen. Mehr Infos auf: drogenhilfefreiburg.de

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