Rückenschwefler & Korkmaschinen: Winzergeschichte im Kaiserstühler Weinbaumuseum Freiburg geht aus | 01.01.2018 | Nicole Kemper

Besuchen Sie unser Weinbaumuseum!“, weist das Schild am Ortseingang von Achkarren auf das Schmuckstück des Vogtsburger Ortsteils hin. In der Dorfmitte erhebt sich das imposante historische Gebäude hinter einer kleinen Rebanlage.

So ist das Thema Wein bereits auf dem Museumsvorplatz präsent: Die Pflanzung präsentiert Sorten aus früheren Zeiten neben den heute im Kaiserstuhl angebauten Weinstöcken.

Von der lebenden Rebe bis zur Geschichte des Weinbaus sind es nur ein paar Schritte. Am heißen Sommertag steht die Eingangstür offen. Wer hindurchtritt, wird von kühler Luft und weitem Raum empfangen. Nach oben wandert der Blick durch verwinkeltes Gebälk bis in den Dachspitz der ehemaligen Zehntscheuer – zwölf Meter vom Boden aus, schätzt Museumsleiter Robert Engist.

Die Ausstellungsstücke auf mehreren Ebenen sind nach Themen geordnet: von der vulkanischen Entstehungsgeschichte des Kaiserstuhls über die Geschichte der Weinkultur bis hin zur modernen Rebflurneuordnung. Womit haben sich die Winzerfamilien an langen Winterabenden beschäftigt, als es noch kein Fernsehen und Internet gab? Die Antwort findet sich anschaulich in Form von handgeflochtenen Seilen und Rebschnüren. Im Erdgeschoss zeugen Werkzeuge und Gerätschaften von der schweren körperlichen Arbeit, mit der die Kaiserstühler Winzer bis in die 1960er Jahre dem Boden die süßen Trauben abtrotzten. Beispielsweise finden sich wuchtige „Rückenschwefler“, die als metallene Rucksäcke zum Ausbringen von Schwefel im Weinberg getragen wurden, oder schwerfällige Handkarren mit Eisenrädern, die zum Transport der Weinkisten gezogen wurden.

Ein Weinkeller im hinteren Gebäudeteil ist dem Lagern und Abfüllen gewidmet. Zentrales Ausstellungsstück ist eine Abfüllanlage aus dem Jahr 1935. Mit diesem Gerät konnte der Wein mit Hilfe einer Pumpe oder durch den Druck höher gelagerter Fässer in Flaschen gefüllt werden – zwölf auf einen Streich. Daneben steht eine handbetriebene Korkmaschine, die den Flaschenkorken per Hebel in den Flaschenhals presst – ein Prinzip, wie es auch heutzutage noch zur Anwendung kommt, erklärt Robert Engist. Auf den Ebenen im Obergeschoss geht es weiter: Gesteinsproben und Bodenprofile zeigen den Untergrund, auf dem die Reben im Kaiserstuhl gedeihen. „Wir haben hier 52 Hügel und 30 verschiedene Gesteinsarten“, erläutert der Museumsleiter. Daneben ist den Pionieren des Kaiserstühler Weinbaus ein Ausstellungsbereich gewidmet, darunter Friedrich Hecker, der gemeinsam mit Adolph Blankenhorn reblaus-resistente Weinsorten aus dem amerikanischen Exil nach Baden brachte.

Auch das denkmalgeschützte Museumsgebäude selbst hat eine lange Geschichte, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Bis 1806 diente es als Zehntscheuer des Johanniterordens. Später war es in privater Hand, bis es von der Gemeinde erworben wurde. Ende der 70er Jahre wurden Kuhstall, Wohnraum und Heuboden zu einem repräsentablen Ausstellungsraum umgebaut. Er beherbergt seit 1983 das Weinbaumuseum.

Kaiserstühler Weinbaumuseum
Schloßbergstraße
79235 Vogtsburg-Achkarren

Öffnungszeiten:
Palmsonntag – Allerheiligen
Dienstag – Freitag: 14 – 17 Uhr
Samstag & Sonntag: 11 – 17 Uhr
(weitere Termine für Gruppen nach Vereinbarung)
Preise: 2 Euro pro Person
Gruppen ab 12 Personen: 1,50 Euro pro Person

Info & Anmeldung Führungen:
Touristik-Information Vogtsburg
Bahnhofstr. 20
79235 Vogtsburg-Oberrotweil
07662/94011
vogtsburg-im-kaiserstuhl.de

Foto: © Nicole Kemper