„Die Vielzahl überfordert viele“: Der Kompetenztest „Berufsprofiling“ Ausbildung & Arbeit | 12.10.2019 | Hannah Singler

Welcher Beruf passt zu mir? Ein kostenloser Kompetenztest der IHK Südlicher Oberrhein in Freiburg und Offenburg soll darauf Antworten geben. In drei Stunden können Jugendliche herausfinden, welcher Beruf zu ihnen passt. Im f79-Interview mit Hannah Singler erzählt IHK-Bildungsreferent Andreas Klöble (32) von Überforderung bei der Berufswahl und Strategien, den Traumberuf zu finden.

chilli: Herr Klöble, inwiefern hilft der Test Jugendlichen, ihren Traumberuf zu finden?
Klöble: Wir haben in Deutschland rund 300 Ausbildungsberufe und mehr als 19.000 Studiengänge. Es ist sehr schwierig, alle Berufe oder Studiengänge zu kennen. Der Test bietet die Möglichkeit, die Berufe kennenzulernen, für die man Fähigkeiten mitbringt und auch Interesse hat. So kann man sich durch die Ergebnisse gezielter informieren.

chilli: Soll für den Test geübt werden?
Klöble: Es macht keinen Sinn, sich darauf vorzubereiten. Die Aufgabenstellungen sind so unterschiedlich, dass man sowieso nicht dafür lernen könnte. Es ist ganz wichtig, dass man nicht gestresst ankommt. Hilfsmittel sind verboten, weil sie das Ergebnis verfälschen.

chilli: Die Ausbildungsberufe werden nach Leistung und Persönlichkeit ausgewertet, Studienbereiche nach Interesse. Warum?
Klöble: Da wir 19.000 Studiengänge haben, hat man die Studiengänge in 100 Studienbereiche zusammengefasst. Man kann die Werte nicht mehr sinnvoll
miteinander verknüpfen, daher werden nur die Interessen berücksichtigt. Bei den Ausbildungsberufen können, aufgrund der Anzahl und der klaren Abgrenzung, auch die anderen Ergebnisse mit reinspielen.

chilli: Der Test geht ganze drei Stunden. Hält man das mit voller Konzentration durch?
Klöble: Wir haben eine Pause eingebaut, die jeder individuell lange gestalten kann. Durch die modernen Medien sind wir alle unheimlich schnell abgelenkt, checken Instagram oder Facebook. Der Test ist eine gute Möglichkeit, wieder kennenzulernen, was es bedeutet, drei Stunden am Stück konzentriert zu arbeiten.

chilli: Wie soll man nach der Auswertung vorgehen?
Klöble: Es macht Sinn, sich das Ergebnis genau anzuschauen. Anschließend kann man sich im Internet über die Berufe informieren. Die Agentur für Arbeit hat eine sehr gute Seite und bietet Beratungen an. Auf berufenet kann man Infos über Ausbildungsinhalte und Gehalt einholen. Und dann gibt es noch das Angebot des optionalen Auswertungsgesprächs nach dem Test. Wir bieten auch die Möglichkeit, sich ein Zertifikat ausstellen zu lassen, das ein sehr gutes Ergebnis aus dem Test für einen bestimmten Beruf zeigt. Das kann dann der Bewerbung beigelegt werden. Ganz wichtig ist auch, über Praktika Erfahrung zu sammeln.

chilli: Warum wissen so viele junge Menschen nicht, was sie werden wollen?
Klöble: Diese Vielzahl an Möglichkeiten ist ein Faktor, der viele komplett überfordert. Man will sich auch noch nicht so früh festlegen, was man die nächsten 40 Jahre machen will. Wir haben am Gymnasium erst seit diesem Schuljahr das Fach Wirtschafts/Berufs- und Studienorientierung. Das heißt, es wird dort erst jetzt so richtig die Berufsorientierung im Bildungsplan verankert.

Kompetenztest Berufsprofiling

Jugendliche haben die Möglichkeit, bei der IHK Südlicher Oberrhein in Freiburg und Offenburg einen kostenfreien dreistündigen Kompetenztest zu machen. Dabei lösen sie Aufgaben und bekommen im Anschluss eine Auswertung zu 300 Ausbildungsberufen und 100 Studienbereichen, die gut zu ihnen passen. Jährlich gibt es rund 350 Teilnehmer. Wer den Test machen möchte, kann sich anmelden auf:
www.suedlicher-oberrhein.ihk.de

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