Bis nach New York: Freiburger schrammen an einer Million Dollar vorbei Schule & Studium | 21.10.2018 | Till Neumann
Leben retten. Mit einer simplen Idee. Das ist das Konzept des Freiburger Start-ups „Noor Medical“. Von 150.000 Teilnehmern schafften es die Studierenden unter die besten sechs. Das Preisgeld – eine Million Dollar – verpassten sie in New York nur knapp. Bauen wollen sie ihren Sterilisator für medizinische Geräte trotzdem.
Vier Studierende, eine Idee: Mit dem sogenannten „Hybriclave“ will das Team Krankenhausinfektionen bekämpfen. Ihr Sterilisator kombiniert Solar- und Strombetrieb. Ein bisher einzigartiges Konzept, sagt Laila Berning von Noor Medical. Ihre Erfindung soll in armen ländlichen Gegenden Menschenleben retten. Dort ist Strom in Kliniken Mangelware. „In Entwicklungsländern leidet jeder dritte Patient an Infektionen nach einer Operation“, sagt die Studentin. Ihr Kollege Andrew Bonneau ergänzt: 17 Millionen Menschen sterben jährlich wegen unzureichender medizinischer Versorgung.
Mit drei Kommilitonen ihres Masterstudiengangs Environmental Governance hat die 25-Jährige „Noor Medical“ gegründet. Die Gruppe um Andrew Bonneau (USA), Federico Castillejo (Kolumbien) und Saji Zagi (Palästina) hat sich 2017 zusammengefunden. Und seitdem viel erlebt: Im September standen sie im Finale des Hult Prize. Ein Wettbewerb für studentische Start-ups im Bereich Umwelt und Humanitäres. Vor rund 500 Zuschauern hatten sie sechs Minuten Zeit, um ihre Idee zu präsentieren.
„Vor der Präsentation waren wir schon nervös“, sagt Berning. Doch das Team war nach wochenlangem Coaching gut vorbereitet. Den Vorentscheid gewannen die Freiburger im März in Tunis. Damit waren sie qualifiziert für den „Hult Business Accelerator“ bei London. Sechs Wochen standen den Teilnehmern dort Coaches zur Verfügung. Mit fünf weiteren Teams qualifizierten sie sich fürs Finale – ausgetragen von den Vereinten Nationen (UN).
Sieger wurde die Idee „Sunrice“, ein kostengünstiges Verfahren zum Trocknen von Reis für asiatische Farmer. „Wir haben nicht gewonnen, aber viele Kontakte geknüpft“, sagt Berning. Das Team versucht nun auf eigene Faust an Gelder zu kommen. „Eine halbe Million wäre ganz nett“, sagt Berning und lacht.
Auch ohne gesicherte Finanzen geht es voran: Nach dem New-York-Trip ist Federico Castillejo nach Uganda gereist. Dort arbeitet er mit einem weiteren Mitglied von Noor Medical zusammen: Enock Musasizi. Den Ingenieur haben die Freiburger auf YouTube entdeckt. Er stellte dort eine ähnliche Erfindung wie ihre eigene vor. Mittlerweile machen sie gemeinsame Sache.
In Kürze wollen die vier mit der Uniklinik einen Prototypen bauen. 750 Euro könnte das Gerät einmal kosten – und auch unter widrigen Bedingungen funktionieren. Im Idealfall geht es im Frühjahr 2019 auf den Markt.
Das Vorhaben ist dennoch sportlich. Alle außer Andrew Bonneau müssen demnächst ihre Masterarbeiten schreiben. Voraussichtlich arbeiten sie in den Abschlussarbeiten zu ihrem eigenen Projekt.
Fotos: © Aniela Lea Schafroth, Federico Castillejo