Undercover im Niemandsland: „Kundschafter des Friedens“ im Kino Kinonews | 25.01.2017

Am Anfang des Films steht ein Szenario mit nostalgisch-schönen Anklängen an die Tim-und-Struppi-Verfilmungen: Ein ziemlich alter, als Sanitätswagen getarnter Transporter wird auf seiner Fahrt durch ein höchst unwegsames Grenzgebirge zwischen dem Ost- und Westteil eines fiktiven, aber auf jeden Fall im Osten und somit im ehemaligen Einfluss- und Operationsgebiet des KGB gelegenen Staats namens Katschekistan durch eine Straßensperre und finstere Typen gestoppt.

Die als Grenzpolizisten verkleideten Agenten lassen sich natürlich von dem angeblichen Notarzt und eigentlichen BND-Agenten Frank Kern am Steuer nicht in die Irre führen und nehmen ihn fest. Und mit ihm den brisanten Inhalt des klapprigen Fahrzeugs: Haim Kazan, der zukünftige Präsident des nach dem Willen der Bundesregierung bald wiedervereinigten Landes, der vergeblich versucht, sich unter einer Decke zu verstecken und den Notfallpatienten zu mimen.

Die Entführung des Hoffnungsträgers, hinter der KGB-Agent Dimitri Dymov steckt, löst in der BND-Zentrale eine Krise aus: Kazan sollte nach Deutschland gebracht werden, um hier bei einer Friedenskonferenz der Wiedervereinigungsvertrag zu unterschreiben und als gefeierter Befreiungsheld in seine Heimat zurückzukehren. Und nun scheint die Mission gescheitert. Doch schließlich besinnt sich der Krisenstab auf Jochen Falk, den ehemaligen „Kundschafter des Friedens“ und Top-Spions der DDR, dessen früheres Operationsgebiet in der fraglichen Gegend lag und der sich dort – und vor allem mit Dymov – bestens auskennt.

Doch als die BND- Mitarbeiter unerwartet bei dem längst im nicht eben luxuriösen Ruhestand lebenden Falk auftauchen, um ihn unauffällig dieser höchst geheimen Mission zuzuführen, versucht es dieser erst einmal mit Flucht. Vergeblich: Zwar schafft er es mit Mühe auf eine Brücke, doch als er sich in atemloser James-Bond-Manier über das Geländer schwingen und auf einen darunter durchfahrenden Zug fallen lassen will, macht der Rücken nicht mit. Widerstrebend lässt er sich von den durchtrainierten Jungkollegen abführen – und muss bald erkennen, dass ihm nichts anderes übrig bleibt, als auf den Deal einzugehen, Kazan und Kern, der sich bald als Falks einstiger persönlicher Widersacher entpuppt, zu befreien.

Er verknüpft seine Teilnahme an der Operation allerdings mit der Erfüllung zweier Bedingungen: Die Mitentsendung seines alten Kundschafter-Teams und die Angleichung seiner und der Kampfgenossen Ost-Rente auf West-Niveau. Ausgestattet mit altertümlicher Technik und einer jungen BND-Analytikerin als Aufpasserin zieht das geheimdienstliche Rentner-Trio nach 30 Jahren erstmals wieder los – und stolpert zusammen mit einem damals vor Ort verbliebenen, längst verblühten Romeo-Agenten von einem abenteuerlichen Chaos ins nächste. Mehr sei nicht verraten über diese skurrile, witzige und selbstironische deutsch-deutsche Agentenkomödie, die viele Elemente einer waschechten Parodie hat. Und die mit einem ganz famos spielenden Henry Hübchen in der Haudegen-Hauptrolle geradezu ideal besetzt ist.

Kundschafter des Friedens
Deutschland 2016
Regie: Robert Thalheim
Mit: Henry Hübchen, Antje Traue Michael Gwisdek, Thomas Thieme, Winfried Glatzeder, Jürgen Prochnow u.a.
Verleih: Majestic
Laufzeit: 90 Minuten
Start: 26.Januar 2017, im Kino Friedrichsbau
Trailer: www.majestic.de

Text: Erika Weisser / Fotos: © Majestic