Geschmackspolizei: Der SoundDreck zu…Till L. Musik | 15.09.2023 | Ralf Welteroth
Die Freiburger Geschmackspolizei ermittelt schon seit 20 Jahren gegen Geschmacksverbrechen – nicht nur, aber vor allem in der Musik. Für die cultur.zeit verhaftet Ralf Welteroth fragwürdige Werke von Künstlern, die das geschmackliche Sicherheitsgefühl der Bevölkerung empfindlich beeinträchtigen.
Es gibt, und man will sich eigentlich damit nicht rühmen, Künstler, vor denen man schon seit Jahren gewarnt hat, aus verschiedensten Gründen. Eine überregionale Tageszeitung verortete die Band von Herrn Lindemann einmal recht treffend „Zwischen Baumarkt, Gangbang und Reichsparteitagsästhetik“. Klingt lustig, ist es aber nicht.
Ansonsten keine Vorverurteilungen, das betrifft die Musik inklusive der Texte aber nicht. Diese haben wir schon seit Langem als das, was sie sind, identifiziert: unsäglich alberner, ironiefreier, stampfend-brachial-teutonisch abgestandener (prä/post-)pubertärer Männlichkeits-Rock mit Feuer. Aber dafür ohne Esprit, Soul und Witz.
Schlimm genug. Der kleine Till hatte wohl zudem schon immer ein Problem mit seinem ebensolchen Genital. Bringen wir’s doch hier mal auf den Punkt: Ein Riesenphallus auf der Bühne – Dr. Freud, bitte übernehmen! Wer hören und lesen kann, der ist schon immer im Vorteil gewesen. So auch bei der Kapelle und den Texten des Herrn Lindemann. Explizit sind Holzhammer-Provokationen wie „Dicke Titten“ für uns eigentlich nicht der Rede wert, aber auf alle Fälle geschmacklos und schlecht im Sinne von schlecht, schlecht eben. Die Gedichte des kleinen Till stehen dem in nichts nach. Wie gesagt keine Vorverurteilung, alles a posteriori.
Grüße aus der letzten Reihe,
Ralf Welteroth für Ihre Geschmackspolizei