„So gut wie Lindsey“ – Geiger Manuel Druminski bekommt ZMF-Preis Musik | 11.04.2023 | Till Neumann

Manuel Druminski steht dramatisch in einer Tiefgarage. Grenzgänger: Manuel Druminski spielt klassische Geige und ist im HipHop zu Hause.

Jahrelang lebte er in Freiburg. Zuletzt in Kuwait. Jetzt in Salzburg. Sogar für den Papst hat Manuel Druminski schon Geige gespielt. Im Sommer bekommt der 39-Jährige den ZMF-Preis 2023.Festival-Gründer Alexander Heisler findet ihn so gut wie einen Weltstar.

Weit reisen, um weit zu kommen. So könnte man Manuel Druminskis Leben in einen Satz fassen. Der gebürtige Chilene ist in München groß geworden und aktuell mal wieder dabei, seinen Platz neu zu finden: Seit Dezember ist er 1. Konzertmeister beim Mozarteumorchester Salzburg. Dahin hatte es ihn aus Kuwait verschlagen. Dort lehrte er Geige an der Hauptstadt-Universität des Emirats.

„Ich hatte persönliches Interesse am Mittleren Osten“, erzählt Druminski beim Telefoninterview aus Salzburg. Zwei Jahre wollte er bleiben, verbunden mit Reisen nach Jordanien, Syrien oder Ägypten. Doch Corona funkte dazwischen – aus zwei wurden drei Jahre. Zwei Adoptivhunde begleiteten ihn – auch beim Proben. „Ich habe sie in Kuwait adoptiert, sie wären sonst nicht mehr im Leben, eine heftige Story“, erinnert sich Druminski.

Der Wunsch war groß, von Kuwait wieder in den deutschsprachigen Raum zu kommen. In Salzburg klappte es, auch wenn er sich am Morgen nur mäßig motiviert zum Vorspielen schleppte. „Es ist schon etwas anders da“, erzählt Druminski. An die Mentalität müsse er sich gewöhnen. Doch die Energie und Aufbruchsstimmung im Orchester gefallen ihm.

Mit Papst Franziskus einen Tee getrunken

Druminski ist ein klassischer Geiger, der Gratwanderungen liebt. Schon früh probierte er sich mit HipHop-Crossover-Projekten wie „Eins-hoch6“ aus. Heute ist er Teil von „Free Vivaldi“, spielt Geige zu Beats und Breakdance. Außerdem arbeitet er mit dem Schauspieler Sebastian Koch zu Tolstois Werken zusammen. „Ich will noch viel mehr machen“, sagt er.

Auch in Chile, Nigeria und Kolumbien hatte Druminski Engagements. Und für den Papst konnte er in Rom spielen. Anlass war sein Einsatz zum Thema Missbrauch, da er selbst auf einem katholischen Internat war. Das Gespräch bei einem Tee mit Franziskus hat ihn beeindruckt: „Das war Enkel-Großvater-Feeling – erstaunlich, wie menschlich er war.“

In Freiburg lebte der Grenzgänger von 2009 bis 2016. Die Stelle als Konzertmeister beim Philharmonischen Orchester war eine prägende und sein erster Job: „Ich bin wahnsinnig gerne in Freiburg, die kleinen Gassen, das Flair …“ Unvergessen bleibt sein Rettungseinsatz, als Stargeigerin Lindsey Sterling 2015 beim ZMF absagte. Innerhalb von zwei Stunden sprang er ein – ZMF-Gründer Alexander Heisler schwärmt noch heute: „Er war garantiert so gut wie Lindsey.“ Und das ohne Vorbereitung.

Druminski brillierte mit einer elektronischen Geige – ohne Gage. Heisler wird ihn nun, acht Jahre später, mit dem ZMF-Nachwuchs­preis auszeichnen. Alle Kriterien seien erfüllt. Druminski nennt er eigenständig und bodenständig. „Ein toller Geiger.“

Für Druminski geht die Reise weiter. Wo er am liebsten hin möchte? „Ehrlich, ich weiß es nicht“, lautet die Antwort. Entscheidend sei, nicht nur einfach seinen Dienst zu machen, sondern die Vielfalt zu bewahren. Höhen und Tiefen hat er viele erlebt. „Manchmal dachte ich: Das war’s.“ Doch dann sei wieder eine Tür aufgegangen. So wie die nach Salzburg.

Foto: © Sebastian Gomez Espinosa