Das schwarze Schaf unter den Grünflächen: Rathaus will den Colombipark drastisch aufwerten Bauen & Wohnen | 11.02.2019 | Lars Bargmann

Der Colombipark. „Er liegt nur 5 Gehminuten von der Innenstadt entfernt und lädt zum Verweilen und Ausruhen ein.“ So steht es auf der von der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH verantworteten Internetseite visit.freiburg.de. Weit hergeholt, es könnte aber im Sommer 2021 stimmen. Für 2,5 Millionen Euro will das Rathaus den Park umgestalten.

Der Colombipark zählt formal zum grünen Freiburger Innenstadt-Trio mit dem Stadtgarten und dem Schlossberg. In der Hauptrolle spielt er aber eher das Schmuddelkind, ist Drogenumschlagplatz, Schauplatz für Prostitution und Übergriffe. Nicht nur gegen Frauen, wie im vergangenen Juni, als eine 25-Jährige dort vergewaltigt wurde. Im Tagebuch jedes Rettungssanitäters, jedes Notarztes, jedes Polizisten hat der Park einen festen Platz.

Nun aber hat sich das städtische Garten- und Tiefbauamt zusammen mit Denkmalschützern (wegen des Colombi-Schlössles und ein paar Mauern), der Polizei, der Drogenhilfe, dem Lokalverein Innenstadt und anderen auf den Weg gemacht und der attraktiven Lage ein gutes Konzept auf den Leib geschneidert.

Vorher-nachher-Vergleich (s.u.): An der Ecke Colombi- und Rosastraße soll – ohne direkten Zugang in den Park – eine teilüberdachte Terrasse für die Szene gebaut werden. Dagegen regt sich Widerstand.

Der Colombipark soll ein Park für alle werden. Mit Spielplatz, neuen Zugängen, einem Café an der Rosastraße. Zum Spielplatz mit Wasserspiel wird die Freiburger Stiftungsverwaltung eine sechsstellige Summe beisteuern, was der Erste Bürgermeister Ulrich von Kirchbach im chilli-Interview im Dezember erstmals öffentlich erzählt hatte. Zusammen mit dem Lokalverein sollen insgesamt 200.000 Euro gesammelt werden.

„Wir schreiben damit das Gesamtprojekt Rotteckring fort und werden die bisherigen dunklen Ecken beseitigen“, sagt Baubürgermeister Martin Haag. „Mit dem neuen Konzept sind wir auf einem ambitionierten Weg, den Colombipark und damit auch das Archäologische Museum zu einem weiteren attraktiven Ort in der Innenstadt für alle Altersklassen zu gestalten“, bekräftigt von Kirchbach.

Das Café ist im derzeit noch bewohnten Gebäude Rosastraße 2 mit Außenterrasse geplant, dort sollen auch öffentliche Toiletten untergebracht werden. Im Obergeschoss soll das Archäologische Museum Colombischlössle Flächen für die pädagogische Werkstatt bekommen.

Das alte Trafogebäude an der Ecke Rotteckring und Rosastraße wird abgebrochen. Dort soll ein offener und einsehbarer Parkeingang mit Blick auf den Spielplatz und die Caféterrasse entstehen. Der zentrale Schalenbrunnen vor dem Colombischlössle wird saniert. Den sollen hernach auch Kinder nutzen können, um die „sommerliche Situation“ (so heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt) am Platz der Alten Synagoge zu entschärfen. Zudem soll der historisch vorhandene, in den 1960er-Jahren entfernte, zentrale Zugang vom Rotteckring zum Colombischlössle wieder neu angelegt werden. Eine charmante Idee. Überfällig, könnte man meinen.

Anders als beim Platz der Alten Synagoge dominieren auch nach der Umgestaltung deutlich die Grünflächen.

Alte Bänke sollen saniert werden, neue hinzukommen. Und jede Menge Licht soll rein, auch in den Baumbestand, in Büsche und Pflanzenquartiere. In einem Jahr soll es losgehen. Anderthalb Jahre lang soll kreiert werden. Der bisherige Platz für die Drogensüchtigen, im Volksmund „der Käfig“, soll in Terrassenform an die Ecke Rosa- und Colombistraße verlegt werden, wo auch der Kontaktladen näher ist – was aber die Kritik einiger Anwohner nach sich zieht, weil die Szene ihnen dann gleichsam näher auf die Pelle rückt. Das ist womöglich durchaus ein Teil des Plans. Denn dieser Szene nimmt die Planung eine versteckte Schmuddelecke.