Ganz oben kicken: Drei kuriose Bauprojekte in Freiburg Bauen & Wohnen | 10.09.2019 | Till Neumann

Platzmangel ist das große Thema der Stadt. Alles, was neu gebaut wird, muss daher kompakt werden und clever kombiniert sein. Gleich drei etwas andere Lösungen fallen ins Auge. Wohl nur ein Anfang im immer dichteren Freiburg.

Der Bolzplatz auf dem Dach
Das Höchste der Fußballgefühle im Breisgau ist eigentlich der SC Freiburg. Doch geerdet wie der Club eben ist, bleibt er schön am Boden. Anders könnte das bald Freiburger Freizeitkickern am Güterbahnhof gehen. Dort wird seit mehr als zwei Jahren das „Musikerhaus“ geplant, das mittlerweile in einer abgespeckten Variante „Multifunktionshaus“ genannt wird. Das Besondere daran: Auf dem Dach soll es einen Bolzplatz geben. Von einer Mindestfläche von 20 bis 35 Metern ist die Rede.

„Wo gibt’s denn so was?“, fragt man sich da. In Karlsruhe. Dort können sich Kicker in luftiger Höhe austoben. Seit August 2014 findet man in der Nordweststadt einen Bolzplatz auf dem Dach eines Pennymarktes. Netze spannen sich über den Kunstrasen, damit keine Bälle die Biege machen. Man könnte meinen, Freiburg habe sich davon was abgeschaut: Auch das Multifunktionsgebäude soll nur eingeschossig werden. Die Initiatoren des Musikerhauses wollten deutlich höher hinaus.

Spielplatz im Erdgeschoss
Eine enge Kiste wird auch der Neubau am Rennweg-Dreieck, um in der Fußballsprache zu bleiben. 49 Miet- und Eigentumswohnungen entstehen auf dem von Straßen eingekreisten Areal im Stadtteil Herdern. Die Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) spricht von einem „architektonisch einzigartigen Wohnhaus“ – bedingt auch durch die überschaubare Größe der Baufläche. Das Gebäude soll nicht nur durch eine gefaltete „Klinkerfassade“ aus widerstandsfähigen Ziegelsteinen hervorstechen.

Noch etwas in dem achtstöckigen Haus lässt aufhorchen: Die FSB realisiert hier den ersten Indoorspielplatz in ihrem Wohnungsbestand. Gespielt wird nicht mehr draußen, sondern im regensicheren Innenraum. Der dafür geplante Gemeinschaftsraum ist „zum Spielen und Toben“ für die Kinder der Bewohnerinnen und Bewohner vorgesehen. Wenn da mal nur die Wände zur nächsten Wohnung dick genug sind.

Toben auf zwei Etagen
Auch im neuen Wohngebiet Gutleutmatten wird kreativ geplant. 155 Miet- und Eigentumswohnungen und eine inklusive Kita hat allein die FSB dort fertiggestellt. Die bisher größte Kindertagesstätte der Stadtbau ist direkt in einem Wohngebäude untergebracht und sticht mit fantasievoller Planung heraus: Auf einer Außenterrasse ist ein hübscher Spielplatz auf zwei Etagen entstanden. Nahe der Kita steht ein fast märchenhaftes Holzhäuschen mit eigentümlich gekrümmtem Dach.

Dahinter ein Holzgerüst, das gleichzeitig die Verbindung zum Spielplatz im nächsten Stock darstellt. Ein bisschen wie in der Großraumdisko könnte es da zugehen. Wird die Musik langweilig, heißt es: Auf zum nächsten Floor. Ob die FSB noch mehr solche Ideen in petto hat? „Das wird projektabhängig entschieden“, heißt es in der Pressestelle. Soll heißen: Nichts ist ausgeschlossen.

Fotos: © Stadt Karlsruhe, Till Neumann, Visualisierung: © Quelle Bachelard Wagner Architekten