Kommentar: Grenzwertiges vom Gestaltungsbeirat Bauen & Wohnen | 17.09.2018 | Lars Bargmann

Der aus der Freiburger Rathauskasse finanzierte Gestaltungsbeirat soll dazu beitragen, „dass die Architektur- und Freiraumqualität steigt“. Heißt es in der Satzung. Das ist sinnvoll. Hätte die Stadt schon seit Jahrzehnten ein solches Gremium, wäre vermutlich die eine oder andere Bausünde im Straßenbild nicht zu sehen.

So schickt das Stadtplanungsamt um Chef Roland Jerusalem nun immer wieder mal Bauherren in die Sitzungen, die sich dort anhören, was dem Expertengremium nicht gefällt. Nicht selten, so wie unlängst bei der Jubiläumssitzung, werden dabei Meinungen vorgetragen, die sich einen feuchten Kehricht darum scheren, was zuvor monatelang in zig Gesprächen baurechtlich – und also mit erheblichen finanziellen Folgen – mit dem Rathaus oder schon mit den künftigen Nutzern ausgetüftelt worden ist.

Am Ende dieser Prozesse werden durchgeplante Projekte vorgestellt. Dass der Beirat dann noch die Geschossigkeit kritisiert, ist vielleicht legitim, aber schlicht überflüssig. Und das nicht nur dann, wenn das Rathaus beim Neubaugebiet Hornbühl-Ost mal eben 1,5 Millionen Euro für Kita-Ablösen oder 400 Euro Erschließungskosten auf jeden gebauten Wohnquadratmeter haben möchte.

Für die Bauherren ist die Wirtschaftlichkeit eine conditio sine qua non – für den Beirat offenbar nur Nebensache. Fast so, als ob rote oder gelbe Rosen ins Freiraumkonzept gepflanzt wurden. Darüber zu debattieren, ist nur Zeitvertreib.

Daneben gibt es auch stilistisch Verbesserungspotenzial. Mal bezeichnet die Vorsitzende Jórunn Ragnarsdóttir zwei Wohnheime des Studierendenwerks als „Legebatterien“, mal klebt man einer Planung das Etikett „Schnickschnack“ oder „Zangengeburt“ an. Zeitlich wird’s grenzwertig, wenn fertige Planungen wie die für die Bebauung des Kirchengrundstücks St. Nikolaus in Opfingen aufgrund eines fehlenden „Masterplans“ für die nähere Umgebung wieder für Monate nach Hause geschickt werden, und inhaltlich wird die Grenze zum Absurden dann tangiert, wenn vom Nutzer geforderte Tagungsräume mit einer Höhe von 5,5 Metern ins Kellergeschoss (!) gepackt werden sollen.

Das Studierendenwerk und jetzt auch Gisinger nahmen die Kritik einfach nur zur Kenntnis – und gaben ihre Bauanträge unverändert ab. Für sie war das Vorgetragene offenbar zu grenzwertig.

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