Rezession? Welche Rezession? – Bei der Dürrschnabel Industriebau zieht der Gewerbebau wieder an Unternehmen | 06.09.2023 | Lars Bargmann

Sick-Gebäude Ein X über fünf Geschosse: So ähnlich soll der Südteil des neuen Sick-Gebäudes mal aussehen.

Von einer Flaute in der Baubranche merkt die Dürrschnabel Industriebau aus Emmendingen so gut wie nichts. Der Generalunternehmer baut aktuell 200 Wohnungen und zudem ein neues Verwaltungsgebäude für die Sick AG, das ein Gesamtvolumen in Höhe von 29 Millionen Euro hat. Keine Langeweile also bei den Geschäftsführern Stefan Schäfer und Markus Keune.

„Unser Auftragsbuch ist noch bis Mitte 2024 voll“, erzählt Schäfer. 120 Wohnungen werden noch in diesem Jahr übergeben, 80 im kommenden. Aktuell ist das lange auf den Industrie- und Gewerbebau fokussierte Unternehmen hauptsächlich im Wohnungsbau unterwegs. 120 Einheiten sind es beim Projekt IKS auf dem Güterbahnhof, 43 am Schnaitweg in Littenweiler, 23 in Haslach, 15 in St. Georgen. Damit dürfte die Dürrschnabel aktuell zu den aktivsten Unternehmen im Freiburger Wohnungsbau zählen.

Aber auch im gewerblichen Bereich, in dem es Ende 2022 und Anfang 2023 eher ruhig war, kommen wieder deutlich mehr Anfragen. Von einer Rezession sei bisher nichts zu spüren. „Der Mittelstand, unsere Kernklientel, will wieder investieren, ein gutes Zeichen“, kommentiert Schäfer. Das neue Betriebsgebäude für den Haustechniker Sexauer wird noch in diesem Jahr schlüsselfertig übergeben, bei einem Physiotherapiehaus in Merdingen mit einem Volumen von drei Millionen Euro will Keune im September loslegen.

Er managt derzeit auch den Bau des x-ten Verwaltungsgebäudes auf dem Sick-Campus, das passenderweise im südlichen Bauteil auch ein Stahlbetongerüst in X-Form hat. 9300 Quadratmeter Nutzfläche für 500 Beschäftigte lässt der Weltmarktführer aus Waldkirch bis Anfang 2025 herstellen und investiert dafür 29 Millionen Euro. „Mit diesem aussagekräftigen Symbol am Ortseingang haben Sie erneut ein mutiges und langfristiges Bekenntnis zum Standort Waldkirch abgegeben“, sagte Oberbürgermeister Roman Götzmann beim Spatenstich. Eines, in das neben durchaus spektakulären Fertigteilen allein im Rohbau rund 1000 Tonnen Stahl und knapp 5000 Kubikmeter Beton verbaut werden, wie Keune erzählt – der „voll im Zeitplan“ ist. Kniffliger wird es dann im Ausbau.

„Im Gewerbebau kannst du mit gleicher Mannstärke viel mehr bewegen als im oft sehr aufwändigen Wohnungsbau“, sagt Schäfer. Der hat derzeit nicht nur mit der Organisation der vielen parallelen Projekte (darunter auch eine Handvoll kleinere für Stammkunden) zu tun, sondern auch mit einer veränderten Arbeitslandschaft: „Das ist schon etwas Neues, wenn bei einem Haustechnik-Planungsbüro der Projektleiter am Freitag nicht arbeitet, der Architekt am Montag nicht und der Statiker mittwochnachmittags nicht.“

Neben der vielfach kritisierten Bürokratie, immer weniger entscheidungsstarken Beschäftigten bei genehmigenden Behörden, ellenlangen Genehmigungszeiten – bei einem Projekt gab es die Baugenehmigung nach intensivem Hü und Hott erst nach dreieinhalb Jahren –, wirke zudem das Thema Work-Life-Balance „nicht gerade beschleunigend“. Dabei setzt der Generalunternehmer mehr und mehr auch auf externe Architekten.

Bei den Baupreisen sieht Schäfer zumindest im Rohbau und beim Zimmermann die zarte Rückkehr zur Normalität aus der Vor-Corona-Zeit. Bei den Ausbaugewerken indes, vor allem bei der Haustechnik, sind die Preise nach wie vor weit oben. Schäfer: „Wir können aber immerhin wieder etwas besser kalkulieren, was es am Ende kostet.“

Visualisierung: © Sick AG