Urlaub mit dem Wohnmobil? Das spießige Camping wird zum Lifestyle Reise | 19.08.2021 | Tanja Senn

Parkendes Wohnmobil an einem See

Urlaub mit dem Wohnmobil oder Caravan boomt. Vor allem junge Familien haben diese Art des Reisens für sich entdeckt, denn das einst als spießig verrufene Camping ist zum Lifestyle geworden. Das bringt jedoch auch Nachteile mit sich.

Der Campingboom als Begleiterscheinung der Corona-Krise? Das ist zu kurz gegriffen, weiß Sina Boch vom Freiburger Traditionsunternehmen WVD-Südcaravan: „Caravaning ist längt kein Trend mehr, sondern eine Lebenseinstellung!“ Das Reiseverhalten habe sich schon vor Corona verändert, sagt die Fachfrau, weil es den Menschen immer wichtiger sei, individuell, spontan und selbstbestimmt unterwegs zu sein.

Die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes bestätigen ihre Beobachtungen: So steigen die Neuzulassungen von Wohnmobilen und -wagen seit Jahren an. Im Krisenjahr 2020 gingen die Anmeldungen aber durch die Decke: 78.055 neue Wohnmobile sind auf die Straße gekommen – das sind 44,8 Prozent mehr als im Vorjahr.

Verkaufshalle der WVD Suedcaravan

Auch der Caravaning Industrie Verband (CIVD) geht davon aus, dass sich der Trend fortsetzen wird und rechnet für dieses Jahr mit einem Plus von zehn Prozent bei den Freizeitfahrzeugen. Boch hat die Beobachtung gemacht, dass die Krise für viele die Initialzündung war, um sich mit dem Thema zu beschäftigen: „Da es lange Zeit die einzige Möglichkeit war zu reisen, sind viele Campingneulinge darauf aufmerksam geworden.“ Medienberichte und Steuersenkungen hätten den Trend zusätzlich verstärkt.

Andere Ansprüche

Dafür, dass die Camping-Begeisterung auch weiterhin anhält, kennt sie zahlreiche Gründe: „Die Ansprüche ans Reisen verändern sich. Billige Pauschalreisen erfüllen längst nicht mehr jeden Urlaubstraum.“ Überfüllte Pools, Schlangen am Buffet oder feste Essenszeiten mit Kleiderordnung würden oftmals den Hotelurlaub vermiesen. Der Caravan bietet die Flexibilität, immer neue Ziele zu erkunden und auch mal spontan am Wochenende einen Ausflug zu machen. Für Aktivurlauber ist es besonders attraktiv, dass sich im Reisemobil die eigene Sportausrüstung mitnehmen lässt – sei es das Mountainbike oder das Kanu. So ist ein Camping-Urlaub mit nahezu allen Freizeitmöglichkeiten und Sportarten kombinierbar.

Das haben vor allem junge Familien erkannt, beobachtet Boch. Denn während Camping früher oft noch als spießig galt, ist es mittlerweile zum Lifestyle geworden. So sind soziale Netzwerke wie Instagram voll von Bildern inmittten einer beeindruckenden Natur. Und da beginnt das Problem: Die Standorte der Wildcamper werden teilweise überrannt – selbst wenn es eigentlich verboten ist, dort zu übernachten. Der Schweizer Alpen-Club SAC hat darauf reagiert und eine Instagram-Kampagne lanciert, in der er mit Hashtags wie #nogeotag (kein Geo-Standort) oder #leavenotrace (hinterlasse keine Spur) dazu aufruft, seine Lieblingsplätze für sich zu behalten.

Auch Boch ruft dazu auf, achtsam zu campen: „Dann kann Camping eine vergleichsweise nachhaltige und umweltfreundliche Art des Reisens sein. Und man lässt sich und anderen die Wahl: Möchte man an einem einsamen Strand oder unter Gleichgesinnten auf dem Campingplatz sein?“

Info

Wohnmobile und -wagen zum Mieten und Kaufen gibt es unter anderem bei WVD Südcaravan
Hanferstraße 24, 79108 Freiburg
www.suedcaravan.de

Fotos: © iStock/com/ewg3D; WVD Südcaravan