Süße Früchtchen – Spannende Fakten über Erdbeeren Haus & Garten | 19.05.2025 | Frank Berger

Endlich ist wieder Erdbeerzeit! Die leckeren roten Früchtchen gibt es dank Importen aus Südeuropa zwar inzwischen fast ganzjährig in Supermärkten zu kaufen, aber am besten schmecken Erdbeeren immer noch aus heimischer Produktion. Nur die sind wirklich saftig, süß und aromatisch, wie es sich gehört.

Die süßen Früchte können pur, in Obstsalaten, mit Eis oder Schlagsahne, als Tortenbelag, zu frisch gebackenen Waffeln oder, leicht beschwipst, in der Bowle genossen werden. Und was nicht gleich gegessen wird, kommt als köstliche Konfitüre „für später“ eingekocht ins Glas. Zurzeit sind erntefrische Erdbeeren von Feldern aus der Region überall auf Wochenmärkten oder in kleinen Verkaufsbuden am Straßenrand im Angebot. Baden-Württemberg nimmt im Anbauranking der Bundesländer den dritten Platz ein, ist also ein echtes Erdbeer-Eldorado. Dank sonniger Lagen und fruchtbarer Böden an Oberrhein und Bodensee werden hierzulande auf rund 2000 Hektar Fläche jährlich etwa 30.000 Tonnen der leckeren Früchtchen produziert. Dabei gewinnt der Anbau in Folientunneln zunehmend an Bedeutung. Dadurch kann die Ernte verfrüht und der Einfluss ungünstiger Witterungseinflüsse wie Hagel und Dauerregen minimiert werden. Wer heimische Erdbeeren statt Importware kauft, unterstützt damit übrigens regionale Betriebe und leistet durch die Vermeidung langer Transportwege einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Und tut natürlich der eigenen Gesundheit etwas Gutes. Denn Erdbeeren enthalten viele Vitamine, darunter vor allem reichlich Vitamin C, aber auch Folsäure, Mineralien, Spurenelemente, Ballaststoffe und Antioxidantien, die das Altern verlangsamen. Dabei haben 100 Gramm der süßen Früchte nur 32 Kilokalorien und dürfen daher ohne schlechtes Gewissen genossen werden.

Erdbeeren auf dem Feld

Folientunnel Erdbeerblüten

Auf Stroh gebettet, im Folientunnel, reifen die Scheinbeeren aus der Familie der Rosengewächse früh und sauber.

Ausdauerndes, krautiges Rosengewächs

Die charakteristischen Blüten mit ihren fünf Kronblättern verraten, dass Erdbeeren, botanisch Fragaria genannt, zu den Rosengewächsen (Rosaceae) gehören. Die ausdauernden, krautigen Pflanzen wachsen in niedrigen Rosetten und bilden fleißig Ausläufer, an deren Ende immer neue Blattrosetten sprießen. Die Blüten der Pflanzen sind meist weiß, es gibt aber auch dekorativ rosa blühende Sorten wie ‚Lipstick‘ oder ‚Pink Panda‘, die ebenfalls leckere Früchte hervorbringen. Bei der Reife bildet der Blütenboden eine saftige, fleischige Scheinbeere, die im vollreifen Zustand leuchtend rot ist. Scheinbeere deshalb, weil die eigentlichen Samen in Gestalt kleiner gelber Nüsschen außen auf der Fruchthülle sitzen. Erdbeeren sollten immer möglichst frisch verzehrt oder maximal zwei Tage lang im Kühlschrank aufbewahrt werden. Sie reifen bei der Lagerung nicht nach, sondern verderben rasch.

Erdbeeren hängend im Topf

Naschwerk im Topf: Bis in den Herbst liefern „immertragende“ Sorten süße Früchte, die klassischen Garten-Erdbeeren haben ihre Hochzeit im Frühsommer.

Ursprünglich wurden Erdbeeren nicht angebaut, sondern in der Natur gesammelt. Das taten schon unsere steinzeitlichen Vorfahren, denn die Wald-Erdbeere (Fragaria vesca) kommt wild in weiten Teilen Europas und Nordasiens an Waldsäumen sowie in lichten Laub- und Nadelwäldern vor. Im Mittelalter wurde damit begonnen, Erdbeeren auch flächig als Erdbeerwiesen zu kultivieren. Dennoch war das Ernten ein mühsames Geschäft, denn die wilden Früchte sind ziemlich klein. Die heute handelsüblichen Erdbeeren mit großen, saftigen Früchten gibt es bei uns erst seit rund dreihundert Jahren. Französische Siedler führten im 17. Jahrhundert eine entlang des amerikanischen Sankt-Lorenz-Stroms wachsende, großfrüchtige Erdbeer- Art, die Scharlach-Erdbeere (Fragaria virginiana), in Europa ein. Später brachte dann ein Franzose namens Frézier im Jahr 1714 eine bereits bei südamerikanischen Völkern kultivierte, ebenfalls großfrüchtige Erdbeerart, die sogenannte Chile-Erdbeere (Fragaria chiloensis), über den großen Teich zu uns. Einige Jahre später entstand durch mehrfache, zufällige Kreuzungen aus den beiden amerikanischen Arten die Garten-Erdbeere (Fragaria x ananassa). Sie wurde zunächst in Frankreich und Holland kultiviert, später auch in England und Deutschland. In Teilen Süddeutschlands und in Österreich wurde die Neuzüchtung damals auch „Ananas“ genannt, die eigentliche Ananas dagegen „Hawaii-Ananas“.

Erdbeeren mit Waffeln

Ran an die leckeren Früchte!

Heute werden Erdbeeren weltweit kultiviert, und es entstehen immer neue Züchtungen. Darunter sind auch mehrmals tragende Sorten, die eine Ernte bis in den Herbst hinein ermöglichen. Diese früher auch als „Monatserdbeeren“ bezeichneten Sorten werden im Handel meist etwas großmundig als „immertragend“ vermarktet. Erfahrungsgemäß sind deren Früchte aber weniger aromatisch als die im Frühsommer reifenden „klassischen“ Garten-Erdbeeren. Unter den mehrmals tragenden Sorten gibt es zudem solche, die sich gut für den Anbau als „Topfbewohner“ auf Terrassen oder Balkonen eignen, beispielsweise ‚Cupido‘, ‚Magnum Cascade‘ oder ‚Mariguette‘. Sie tragen bis in den Oktober hinein zuverlässig immer wieder eine überschaubare Anzahl von Früchten, die sich hervorragend zum Naschen eignen. Größere Erntemengen sind jedoch nicht zu erwarten. Auch diese Sorten bilden meist Ausläufer, die abgetrennt und neu gepflanzt werden können. Die Mutterpflanzen sind nach zwei bis drei Jahren erschöpft und sollten dann ausgetauscht werden. Das gleiche gilt übrigens für die normalen Erdbeeren, die im Garten oder auf Feldern angebaut werden. Dabei sollte jeweils ein neuer Standort gewählt werden, um Bodenmüdigkeit vorzubeugen. Das verhindert zudem, dass sich Krankheiten wie Grauschimmel (Botrytis) etablieren. Die beste Pflanzzeit für eine kleine Erdbeerplantage im eigenen Garten ist übrigens der Herbst. Dann werden praktischerweise auch Erdbeer-Setzlinge im Handel angeboten. Aber das ist ja noch eine Weile hin – und deshalb heißt es jetzt: Ran an die leckeren Früchtchen!

Walderbeere

Klein und sehr aromatisch sind die Wald-Erdbeeren (Fragaria Vesca).

Fotos: © Frank Berger