Heimatverbunden und regional verwurzelt: Kopfmann Elektrotechnik feiert bald 25-Jähriges SPECIALS | 11.08.2017

Reinhold Kopfmann ist 37 Jahre jung, Familienvater, Elektromeister und staatlich geprüfter Elektrotechniker – und es fällt ihm am 1. Januar 1993 nichts Besseres ein, als ein eigenes Unternehmen aufzumachen. Vier Quadratmeter des Esszimmers als Büro, vier weitere in der Garage als Werkstatt und Lager. Staatliche Hilfe bei der Existenzgründung? Fehlanzeige. Kunden? Fehlanzeige. Kasse? Leer. „Ich glaube, ich habe den größten Fehler meines Lebens gemacht“, sagt er ein paar Wochen später zu seiner Frau. Hat er nicht. Heute beschäftigt das Unternehmen 60 Mitarbeiter.

Familienbetrieb: Carmen Kopfmann-Gerwig, ihr Mann Stefan Gerwig und Seniorchef Reinhold Kopfmann am Stammsitz in Köndringen (Bild unten).

Es kam nämlich dann, endlich, doch der erste Kunde. Und der empfahl ihn einem weiteren. Und der an eine größere Firma – es lief, wenn auch langsam. Kopfmann formulierte früh sein Credo: „Nicht nur Dienstleister, sondern Kümmerer.“ Er weiß ebenso früh, dass die Qualität der Arbeit entscheidend ist – ob ein großer Gewerbebau gebaut oder nur eine Steckdose gesetzt wird. Kopfmann hat heute Auftraggeber aus vielen Bereichen und beschäftigt 50 Mitarbeiter am Firmensitz in Köndringen sowie 10 in einer Filiale in Rust. Unter den elf Azubis sind auch zwei weibliche. Köndringen ist, wie die seit vergangenem Jahr in der Geschäftsführung tätige Tochter Carmen sagt, „unser Heimatort, wir sind sehr heimatverbunden und regional verwurzelt.“

Viele Auftraggeber sind Wiederholungstäter. „Kunden sind dann treu“, ist der Seniorchef überzeugt, „wenn du bereit bist, dich für sie einzusetzen. Wenn du sie abholst, wo sie stehen. Zwischen dem Kunden und uns muss es stimmen, muss eine positive Energie sein und nicht nur irgendwelche Umsatzzahlen.“

Ein stimmiges Umfeld ist wohl auch der Grund für die minimale Fluktuation in der Belegschaft. Auch bei Kopfmann aber spüren sie den Fachkräftemangel. „Wir sind überzeugt, dass wir nur gute Fachkräfte gewinnen können, wenn wir sie selbst ausbilden“, sagt Carmen Kopfmann-Gerwig. Die Berufsausbildung habe einen sehr großen Stellenwert. Um neue Azubis zu begeistern, kooperiert das Unternehmen mit Schulen in Köndringen, Teningen, Rust, Freiamt und Emmendingen, bietet selber Schülerprojekte an, zeigt sich auf Job-Messen.

Loyalität gegenüber dem Unternehmen, so Kopfmann-Gerwig, sei ein weiteres, sehr wichtiges Thema: „Wir vertrauen einander und wissen, dass wir uns im Team aufeinander verlassen können. Wir sehen jeden Mitarbeiter als wertvollen Menschen an und nicht nur als Arbeitskraft.“

2013 gewann Kopfmann Elektrotechnik den 2. Preis beim bundesweiten Wettbewerb „Schule-Wirtschaft“, viele Mitarbeiter werden bei Wettbewerben ausgezeichnet, nicht nur männliche. Kopfmann-Gerwig hat im Unternehmen eine Art „Leuchtturmfunktion“. „Wenn man bodenständig ist und seine Kompetenzen in den Betriebsalltag einbringt, wird man als Mensch wahrgenommen und kann eventuell bestehende Vorurteile aus dem Weg räumen“, sagt sie. Gut, dass Reinhold Kopfmann vor knapp 25 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit wagte und trotz anfänglicher Friktionen nicht das Handtuch warf. Es war nicht der größte Fehler, sondern eine seiner besten Ideen überhaupt.

Text: Stefan Pawellek / Fotos: © Dickmann