Freiburger wollen das größte Puzzle der Welt knacken STADTGEPLAUDER | 05.11.2016

Es hört sich an, wie das Nerd-Hobby schlechthin: Puzzeln. Eine Gruppe Freiburger hat das Zusammenstecken der kleinen Teile jetzt aber zum Trend erhoben. Nicht in der Version, wie sie die meisten aus Kindertagen kennen, mit vielleicht 100 Teilen, sondern in der XXL-Variante: 40.320 Einzelstücke umfasst das weltweit größte Puzzle, das diesen Herbst druckfrisch aus dem Hause Ravensburger nach Freiburg geliefert wurde. Ein einsamer Puzzler würde dafür geschätzt 1200 Stunden brauchen, die „Band of Puzzle“ rechnet mit 200 – bis Weihnachten soll das 7 mal 2 Meter große Werk mit seinen Disneymotiven zum allerersten Mal das Licht der Welt erblicken.

Thilo Konstanzer legt einen blauen an einen Nachbarzipfler. Doch das zufriedene Lächeln weicht schnell wieder einem Stirnrunzeln: Obwohl der Vierzipfler genau die passende Blauschattierung hat, will er einfach nicht dazupassen.

Konstanzer ist nicht der einzige, den das weltgrößte Puzzle an diesem Abend grübeln lässt. Um seinen Esstisch sitzen noch vier Puzzlebegeisterte, die über gemeinsame Bekannte und soziale Netzwerke zusammengefunden haben. Ein großes Holzgerüst überspannt den Tisch, an ihm sind neun Scheinwerfer und eine Kamera befestigt, ein Fotoapparat fährt fleißig klickend auf einer Schiene vorbei. Wer heute puzzelt, macht das nicht mehr im stillen Kämmerchen, sondern weltweit, öffentlich, Puzzeln 2.0.

Puzzle

Simba in XXL: Mit dem 4 000-teiligen „König der Löwen“-Motiv ist gerade einmal ein Zehntel des weltgrößten Puzzles geschafft.


Rund 1500 Euro
hat der 33-Jährige bisher in Puzzles und Equipment investiert – der Ertrag über die Youtube-Videos ist allerdings überschaubar: 6 Cent hat die Gruppe bis dato verdient. Durch die Filme sind jedoch Hersteller aus ganz Europa auf die „Band of Puzzle“ aufmerksam geworden, die ihr kostenlos die neuesten Puzzles zum Testen anbieten. Darunter auch der Spielehersteller Ravensburger, der den Freiburgern das eigentlich 395 Euro teure Weltrekord-Puzzle im Disneystyle geschenkt hat.

Dabei sind die Bandmitglieder noch Neulinge in der Puzzle-Community: Vor etwa einem Jahr haben sie das erste Motiv zusammengesetzt – eher aus Langeweile denn aus echtem Interesse. „Es war so ein heißer Tag, dass wir keine Lust hatten, rauszugehen“, sagt Konstanzer. „Also haben wir angefangen, ein altes Puzzle, das im Regal rumlag, zusammenzusetzen.“

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Seitdem haben mehr als 60 Motive Gestalt angenommen. Die bisher größte Herausforderung: ein Puzzle mit Minions. „Da war einfach alles nur gelb und jedes Gesicht hat gleich ausgesehen!“ Trotz allem Frust, wenn die Teile mal wieder nicht passen wollen: Wer sich einmal an einem Puzzle verbissen hat, bleibt meist auch dabei. Im Puzzlefieber werden in Konstanzers Wohnung auch mal ganze Wochenenden durchgepuzzelt. Dabei sitzen immer wieder andere Leute um den umfunktionierten Esstisch: Mehr als sechs Bandmitglieder würden sich nur im Weg rumpuzzeln.

Wo genau das 20 Kilogramm schwere Werk einmal hängen soll, ist noch unklar. „Wir fänden es schön, wenn eine gemeinnützige Einrichtung für Kinder Interesse daran hätte“, so Konstanzer. Komplett zusammengebaut wird das Puzzle dann auch erst an Ort und Stelle. Damit auch Menschen mit einer durchschnittlich großen Wohnung das Mega-Werk stemmen können, ist es in zehn Szenen unterteilt – von Cinderella bis Dschungelbuch. Die Teile sind in separaten Beuteln verpackt.

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An diesem ersten Abend liegen erst wenige zusammengesetzte Teile des König-der-Löwen-Motivs auf dem Esstisch. Während Mufasa schon stolz von seinem Felsvorsprung herabblickt, fehlen Pumbaa noch die Augen und Timon klafft ein großes Loch im Bauch. Am Ende wird jede einzelne Szene die komplette Tischplatte einnehmen. Die anderen zusammengesetzten Motive müssen auf großen Holzplatten auf den Tag der Fertigstellung warten. Konstanzer stört es nicht, dass sein Hobby so platzintensiv ist: „Wir essen jetzt halt in der Küche.“

Text & Fotos: © Tanja Bruckert