Roter Lebensretter: Uniklinik sucht dringend Blutspender Gesundheit | 24.06.2022 | Jana Hamberger

Mehrere Personen beim der Blutspende. Im Fokus eine Junge Frau

Blut spenden – rund 15.000 Menschen in Freiburg machen das regelmäßig. Trotzdem sind die Blutkonserven oft knapp. Woran liegt das? Und warum ist die Blutspende für die Medizin  momentan noch alternativlos? f79-Autorin Jana Hamberger hat sich das im Universitätsklinikum Freiburg angeschaut. Und dabei herausgefunden: Auch homosexuelle Männer dürfen jetzt regulär spenden.

Markus Umhau ist Ärztlicher Leiter der Blutspendezentrale am Uniklinikum Freiburg. Er wünscht sich, dass noch mehr Menschen in Freiburg zur Blutspende gehen. Denn der Bedarf ist riesig: Neben dem Uniklinikum und dem Universitäts-Herzzentrum in Bad Krozingen versorgt Umhaus Team seit kurzem auch das St. Josefskrankenhaus und das Loretto-Krankenhaus mit den Blutkonserven, außerdem einige Arztpraxen. Ein Teil des Blutes, das in den Freiburger Kliniken verwendet wird, kommt allerdings auch vom Deutschen Roten Kreuz.

„Wir haben circa 2000 Blutkonserven im Depot. Das ist nicht viel, und es ist sehr schwierig, genügend Blut zu bekommen“, sagt Umhau. „Entnommen wird bei der Blutspende immer ein halber Liter. Der wird in drei Konzentrate aufgetrennt: in Plasma, Erythrozyten und Thrombozyten.“

Die größte Herausforderung für die Blutspende in Freiburg sieht Umhau in der Rekrutierung von Spender*innen. „Corona hat uns da ganz schön ins Kontor geschlagen. Spender*innen zu finden, war schon vorher schwierig – und ist es immer noch. Wir müssen uns sehr um Blutspender*innen bemühen.“ Momentan schwankt die Zahl der Spenden pro Tag zwischen 60 und 130. Um dem Bedarf aller beteiligten Kliniken gerecht zu werden, bräuchte es allerdings konstant 120 bis 130 Spenden täglich.

Zahlreiche Blutröhrchen im Reagenzbehälter

Wertvoll: Statistisch gesehen benötigt jeder Mensch einmal im Leben eine Blutkonserve.

Gerade in den Ferienzeiten seien die Spenden knapp, erklärt Umhau. Immer wieder finden Aktionen statt, um neue Spender*innen zu gewinnen, neben einem Gewinnspiel für Erstsemester gibt es kulinarische Entlohnungen für die Spender*innen. Auch in sozialen Netzwerken wird für die Blutspende geworben. Alle Spender*innen erhalten eine Aufwandspauschale von 25 Euro pro Spende und kostenlose Getränke.

Statistisch gesehen wird so gut wie jede*r einmal im Leben auf eine Blutkonserve angewiesen sein – nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels. Mit zunehmendem Alter nehmen Krebserkrankungen zu oder die Notwendigkeit einer größeren Operation besteht. In beiden Fällen brauchen Menschen dann gespendetes Blut.

Viele Sorgen sind laut Umhau vollkommen unnötig: „Die Angst, sich während der Spende mit etwas anstecken zu können, ist völlig unbegründet. Das verwendete Material ist steril verpackt und daher hygienisch einwandfrei. Es wird natürlich auch nur einmalig verwendet.“

Auch die Angst vor gesundheitlichen Nachteilen durch eine Blutspende hält Umhau für ungerechtfertigt. Er hat aber zwei wichtige Hinweise: Wer regelmäßig spendet, solle auf eine ausreichende Eisenzufuhr in der Ernährung oder durch Präparate achten. Außerdem solle nach einem Blutverlust von 500 Millilitern auf einen stabilen Kreislauf geachtet werden, bevor man aufsteht und das Blutspendezentrum verlässt. „Wir achten natürlich sehr darauf, dass den Spender*innen nichts passiert.“

Porträt: Markus Umhau

Hofft auf mehr Andrang: Markus Umhau

Um mit den knappen Konserven haushalten zu können, werde das Blut schon jetzt sehr sparsam eingesetzt, und es wird genau abgewogen, ob es wirklich benötigt werde, erklärt Umhau. Blut aus dem Reagenzglas zu gewinnen, sei zwar schon gelungen, jedoch nur in sehr kleinen Mengen und zu exorbitant hohen Preisen. „Es gibt momentan keine Perspektive einer Entwicklung, die die Blutspende ersetzen kann.“

Im September 2021 wurden die Zulassungskriterien für die Blutspende neu formuliert, sodass homosexuelle Männer nun regulär Blut spenden können. Lange Zeit war das nicht möglich, seit 2017 nur unter erschwerten Bedingungen. Umhau begrüßt die Änderung: „Es gibt natürlich Regelungen, bei denen man sich fragen muss, wie lebensnah die sind.“ Er könne nachvollziehen, dass Menschen sich davon diskriminiert fühlten.

Umhau ist froh über alle, die zum Spenden kommen: „Das ist absolut lebenswichtig für die Patienten, die darauf angewiesen sind.“ Um die Spende vor Ort schneller zu gestalten, gibt es bereits jetzt die Möglich- keit, als Neuspender*in eine digitale Selbstregistrierung durchzuführen.

Eine komplett digitale Anmeldung ist laut Umhau nicht möglich: „Die Prüfung der Spender-Identität ist einer der wichtigsten Faktoren, die Sicherheit der Blutspenden zu gewährleisten.“ Allerdings sei ein elektronischer Blutspender-Fragebogen in Planung. Er könnte die Spende schneller werden lassen – und so mehr Menschen dazu bringen, ihren roten Lebensretter zu teilen.

Zahlreiche Blutbeutel aufgestellt im Regal

Blutspende

Wer? Alle über 18, die die nötigen Kriterien erfüllen
Was? Vollblutspende, Plasma- oder Thrombozytenspende
Wo? Haus Langerhans, Sir-Hans-A.-Krebs-Straße, 79106 Freiburg im Breisgau
Wie? Mit oder ohne Termin, mit geht es aber schneller
Wann? Immer! Besonders aber in der Ferienzeit.
Entschädigung: 25 Euro pro Spende und freie Getränke aufs Haus

Für weitere Infos und die Öffnungszeiten der Blutspendezentrale:
https://www.uniklinik-freiburg.de/itg/blutspende.html

Fotos: © Britt Schilling