Wie Haferkuh melken: So schwierig ist es, den Pflanzendrink selbst herzustellen Gesundheit | 13.01.2025 | Anna Pes

Wenn man in Freiburg einen Kaffee bestellt, wird man inzwischen fast immer gefragt: „Mit Kuh oder mit Hafer?“ Manchmal muss man für die pflanzliche Alternative trotzdem noch einen Aufpreis zahlen. Auch im Supermarkt sind die Haferdrinks teilweise erstaunlich teuer. Dabei bestehen sie oft nur aus Hafer, Salz und Wasser. Das sollte man eigentlich auch gut selber machen können. Oder nicht? F79-Autorin Anna Pes hat es probiert – und ist dabei ziemlich verzweifelt.
„Kinderleicht“!
Im Netz stoße ich immer wieder auf das Versprechen: „Hafermilch selber machen? Kinderleicht!“ Man nehme 500 Milliliter Wasser auf 50 Gramm Haferflocken, dazu eine Prise Salz, ab in den Mixer und fast fertig. Die Flüssigkeit solle man noch durch einen sogenannten Nussmilchbeutel pressen. Ein engmaschiges Sieb oder ein Geschirrtuch seien aber genauso geeignet. Dann versuchen wir es doch einmal.
Ich besorge zarte Haferflocken, lege mein pinkes Geschirrtuch und meinen Mixer bereit und starte die heimische Hafermilchproduktion. Nach circa einer Minute im Mixer schütte ich die Masse in mein rosa Tuch. Von allein fließt erstaunlich wenig durch den Stoff durch. Selbst als ich die Flüssigkeit herausdrücke, dauert es mindestens 10 bis 15 Minuten, bis ich die 500 Milliliter Haferdrink in der Schüssel wieder aufgefangen habe. In dem Tuch bleibt ein schleimiger Rest aufgeweichter, zerstückelter Hafermasse übrig.
Wie Wasser mit Brausetabletten
Aufgeregt probiere ich das Ergebnis. Wenn ich selber Hafermilch machen könnte, müsste ich nie wieder am Samstagabend in den Supermarkt rennen. Aber ich werde enttäuscht. Eigentlich schmeckt der Haferdrink nach gar nichts. Ich habe eine wässerige Masse produziert, mit der ich sicher keinen Kaffee und kein Müsli versauen würde. Die Flüssigkeit ist durchscheinend und blass, sieht ein bisschen aus wie Wasser mit Brausetabletten, nur ohne die Kohlensäure.
So schnell gebe ich nicht auf: noch ein Versuch. Dieses Mal gebe ich auf Anraten des Rezepts noch Datteln als natürlichen Süßstoff dazu und ich erhöhe die Zeit im Mixer auf zwei bis drei Minuten. Schon als ich den Mixer öffne, merke ich, dass die Masse deutlich fester beziehungsweise schleimiger geworden ist.Durch das rosa Tuch läuft fast nichts mehr von selbst durch. Ich fühle mich ein wenig, als würde ich eine Haferkuh melken und als würde ich mich dabei extrem schlecht schlagen.
Eiswürfel als Lösung?
Nach 20 Minuten gebe ich auf. Ich habe circa eine Tasse ausgepresst. Das Erzeugnis wirkt eher wie püriertes Porridge als eine trinkbare Milchalternative. Beim Probieren bestätigt sich der Verdacht: Dieser Versuch ist auch gescheitert. Fast wünsche ich mir den wässrigen Nicht-Geschmack der ersten Variante zurück.
Also noch ein dritter Versuch. Diesmal der heiße Tipp aus den Tiefen der Ernährungsblogs: Eiswürfel beim Mixen hinzufügen, damit die Hafermasse sich nicht durch die Reibung erhitzt und verschleimt. Also Haferflocken, Datteln, Eiswürfel, Wasser, Salz und ab geht die Post. Das pinke Geschirrtuch, inzwischen frisch gewaschen, muss noch ein letztes Mal als Hafereuter herhalten.
Enzyme fehlen
Auch dieses Mal will die Masse nicht so wirklich von allein fließen. Ich gebe nochmal mehr Wasser dazu – und tatsächlich: Das Ergebnis sieht zumindest aus wie das erwünschte Produkt. Auch der Geschmack ist dieses Mal voller. An einen gekauften Haferdrink erinnert mein Ergebnis zwar. Ihn zu imitieren, ist mir auf jeden Fall nicht gelungen.
Vielleicht liegt das aber gar nicht an mir. Ich finde ein paar Tage später in der GeoWissen heraus, dass den meisten Haferdrinks Enzyme beigemischt sind, die die Stärke der Haferflocken in Zucker aufspalten. Wer mit ein bisschen Rumprobieren und einem gesünderen Geschmack leben kann, für den bietet die eigene Haferdrinkproduktion aber auf jeden Fall eine billige und zuckerärmere Variante.
Fotos: © istock.com/ Tetiana Zavgorodnia & Anna Pes
Sehr scharf, sehr gefährlich – Die Hot-Chip-Challenge und ihre Folgen